Frisch erholt und voller neuer Energie kehren wir aus dem Kolumbien Urlaub zurück auf Mabul. Doch neben schönen Erinnerungen bringen wir auch einen weit reichenden Entschluss mit: Nach drei intensiven, aufregenden und zugleich anstrengenden Jahren brauchen wir eine längere Pause vom Leben auf dem Meer, um endlich wieder zur Ruhe zu finden. Der Pazifik und der Panama-Kanal müssen sich also nochmals ein halbes Jahr gedulden, bis wir und Mabul bereit für das nächste Abenteuer sind. Um weiteren Malheuren vorzubeugen, beschließen wir, Mabul in der Hurrikan Saison im Trockendock der Panamarina zu parken – dort kann sie sich zumindest nicht selbst versenken. Die kommenden Wochen stehen deshalb ganz im Zeichen einer besonderen Aufgabe: unser Segelboot einwintern in den Tropen.
Zurück in Panama empfängt uns auf Mabul eine drückende, feuchte Hitze – ein Kontrast zu den kühlen Bergregionen Kolumbiens. Allzu motivierend ist das zunächst nicht, doch wir haben einen Plan: In den kommenden sechs Wochen wollen wir die letzten offenen Projekte abschließen und Mabul so vorbereiten, dass sie fast ein halbes Jahr alleine klar kommt. Dazu gilt es, unvollendete Arbeiten endlich zu Ende zu bringen, die Einbruchspuren von Jacks nächtlicher Rettungsaktion zu beseitigen, Mabul gründlich auszumisten und zu reinigen – und zu guter Letzt müssen auch noch alle Vorräte aufgegessen oder verschenkt werden.

Wir beginnen mit den größeren Brocken auf der To-do-Liste. An erster Stelle steht die elektrische Genua Winch an Steuerbord, die wieder angebaut werden muss. Während unserer Abwesenheit hat Nelson, unser Lieblingsmechaniker, die Antriebswelle zwischen Winch und Motor samt Lager repariert und wieder gangbar gemacht. Zunächst montiere ich die Alugrundplatte und dichte sie sorgfältig mit Sikaflex 295 UV Kleber ab – schließlich klafft hier ein riesiges Loch im Boot, damit der Elektromotor von unten angeflanscht werden kann. Bevor ich die weiteren Teile anbringe, schmiere ich alle Komponenten großzügig mit Fett ein, um das angegriffene Aluminium vor weiterer Korrosion zu schützen. Danach folgt der Einbau des Motors samt 90-Grad Getriebe, bevor ich von oben die verbindende Welle einsetzen kann. Diese hatte sich durch Korrosion so stark festgefressen, dass der Motor sie nicht mehr bewegen konnte und wir einen 8-Tonnen Wagenheber brauchten, um sie auszutreiben. Jetzt jedoch gleitet sie mühelos in die neuen Lager und dreht sich wieder, als wäre nie etwas gewesen. Ein neuer Simmerring auf der Oberseite sorgt außerdem dafür, dass in diesem sensiblen Bereich der Mechanik kein Wasser mehr eindringen kann.
Die Winch selbst ist in zehn Minuten zusammengebaut, dank einfacher Konstruktion und auch weil ich das inzwischen oft genug zur Wartung gemacht habe. Danach noch schnell die elektrischen Kontakte reinigen, die Verkabelung anschließen, und schon ist alles bereit. Der erste Test mit der Handkurbel verläuft problemlos – wie sollte es auch anders sein. Doch der entscheidende Moment folgt mit dem Motor: Ein Druck auf den Schalter, die Winch dreht sich kraftvoll und leise wie nie zuvor. Geschafft! Der Backbord Seite spendiere ich auch noch einen neuen Simmerring beim Deckdurchbruch und eine Portion Fett. Damit sollten nun beide Winchen für die nächste Zeit zuverlässig ihren Dienst tun.

Wir sind froh, uns ein großzügiges Zeitfenster für die Vorbereitungen genommen zu haben. So bleibt neben der Arbeit an Bord auch Raum für Aktivitäten jenseits des Bootes. Regelmäßig fahren wir am späten Nachmittag in den nahen Mangrovenkanal und lassen uns dort einfach treiben. Auch kulinarisch gönnen wir uns einiges, denn sämtliche Lebensmittel sollten aufgebraucht sein, bevor wir Mabul alleine zurücklassen. Zu oft hatten wir bereits unliebsame Begegnungen mit Ungeziefer in den Vorräten – ein Szenario, das sich zum Glück leicht vermeiden lässt.
Da das Wetter derzeit trocken und beständig ist, wagen wir uns an ein besonders unbeliebtes Projekt: das Abdichten des Deckels der Niedergangsluk. Die alte Dichtmasse hatte sich längst in ihre Bestandteile aufgelöst, und den größten Teil davon hatte ich schon vor Wochen entfernt. Dabei wurde mir jedoch auch klar, wie schwierig die Neudichtung werden würde – denn der Deckel lässt sich nicht komplett abnehmen. Durch die fest montierte Sprayhood ist er nach oben geklemmt, so kann ich ihn nur etwa 30 Zentimeter nach vorn und achtern verschieben. Karin hat in den letzten Tagen stundenlang die hartnäckigen Reste der alten Masse weggekratzt und nun ist es endlich so weit: Wir machen uns an die eigentliche Arbeit. Fast zwei Stunden verbringen wir beide damit, zu biegen, schieben, quetschen, schmieren und popeln, damit ich mit der Kartusche wirklich überall Sikaflex auftragen kann. Am Ende sind selbst die dickeren Fugen sauber abgezogen und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Auch bei Regen und Welle sollte es nun hinter dem Instrumententräger trocken bleiben – und nur zwei Tage später bestätigt ein heftiger Tropenschauer den Erfolg unserer Mühen.
Karin treibt inzwischen ein anderes Thema um. Seit unserer Rückkehr aus Kolumbien gibt es in Panama praktisch keine Bananen mehr zu kaufen. Wieso?, will Karin von den Gemüse- und Früchtehändlern wissen: Weil die Bananenarbeiter auf den Chiquita Plantagen streiken. Karin wittert eine größere Geschichte und beschließt, direkt vor Ort zu recherchieren. Gemeinsam mit Martin segelt sie auf Amelié nach Bocas del Toro, wo nördlich in den Hügeln von Changuinola die großen Plantagen liegen. Die Reportage ist inzwischen in der NZZ erschienen, und hier nachzulesen und als Radioreportage bei SRF nachzuhören. Ich bleibe derweil auf Mabul und kümmere mich in aller Ruhe um die restlichen Projekte. Rund zehn Tage wird Karin unterwegs sein – und spätestens bei ihrer Rückkehr müssen wir mit den eigentlichen Vorbereitungen zum Segelboot Einwintern in den Tropen beginnen.

Die restlichen Projekte sind zum Glück überschaubar. Zuerst montiere ich die Endkappe der Fußreling an Steuerbord – damit sind nun wirklich alle Löcher im Deck von Mabul wieder zu hundert Prozent abgedichtet. Der alte Bolzen war abgebrochen, die Mutter tief im Laminat versenkt. Zum Glück ließ sich das Problem pragmatisch lösen: einmal komplett durchs Deck gebohrt, verschraubt, dicht. Weiter geht’s mit den Einbruchsspuren von Jack, der zum Glück chirurgisch präzise vorging. Die in drei Teile zerbrochene Fingerleiste klebe ich wieder zusammen und setze sie zurück an die Stirnseite des Schiebeluks. Eigentlich hatte ich vor, die alte Leiste durch eine neue zu ersetzen – doch das wäre ungleich aufwendiger gewesen und das originale Material ist kaum aufzutreiben. So fügt sich nun die reparierte Leiste fast makellos ins Bild – schöner als erwartet und vor allem authentischer als ein neues, aber farblich fremdes Teil.
Nach Feierabend gehe ich meist aufs Trockendock, schaue mir an, wie Tintamare mit dem Einbau des hydraulischen Autopiloten vorankommt, oder sinniere mit Jack bei einem kalten Bier darüber, wie er seine Schwenkelektromotoren am besten an seinem Katamaran fixiert. Nach so langer Zeit in der kleinen Marina kenne ich mittlerweile alle persönlich und verfolge entsprechend intensiv auch ihre Bootsprojekte. Zurück auf Mabul widme ich mich täglich ein bis zwei Schränken oder Staufächern: Ich leere sie komplett, wische sie gründlich mit Essig aus, um Schimmel vorzubeugen, und prüfe den Inhalt kritisch. Alles wird neu inventarisiert, ebenfalls mit Essig gereinigt und sorgfältig wieder eingeräumt. So arbeite ich mich Stück für Stück durch das gesamte Boot – von vorn nach achtern, von oben nach unten. Als Lohn dieser Arbeit haben wir am Ende ein tiefengereinigtes Schiff, das uns hoffentlich keinen oder zumindest deutlich weniger Schimmel beschert, wenn wir im November zurückkehren.
Da unser Generator beim Starten oft launisch ist, gehe ich auf Fehlersuche. Wenn ich etwas in den letzten drei Jahren gelernt habe, dann dass bei so etwas mit hoher Wahrscheinlichkeit die Kabel oder die elektrischen Kontakte verantwortlich sind. Um sofort Klarheit zu haben, messe ich die Spannung mit einem Multimeter direkt am Anlasser vom Generator. Bei einem 12 Volt Bordnetz darf die Spannung beim Starten kurzzeitig bis knapp unter 10 Volt absinken – bedingt durch den hohen Stromfluss. Doch mein Messgerät zeigt erschreckend niedrige 5,2 Volt, während sich der Anlasser mühsam und langsam dreht. Kein Wunder also, dass der Generator seine Startversuche regelmäßig mit „Low Battery“ abbricht. An der Batterie selbst messe ich dagegen solide 10,5 Volt. Die ist erst zwei Jahre alt, in Martinique installiert, und völlig in Ordnung. Das bedeutet: Über 5 Volt „versickern“ irgendwo in den Kabeln – verursacht durch einen viel zu hohen Leitungswiderstand. Kein Wunder, denn die vorhandenen Kabel haben nur 25 mm² Querschnitt, sind für ihre Länge von vier Metern unterdimensioniert und zusätzlich noch aus zwei Teilen gestückelt. Also ersetze ich sie durch durchgehende, dicke 50 mm² Kabel. Beim erneuten Test messe ich 10,1 Volt, und als sich der Anlasser dreht, gehe ich fast in Deckung – so rasant und kraftvoll hat er noch nie gewirkt. Der Generator springt sofort an. Klarer geht’s nicht: Problem gelöst.

Das Aus- und Umräumen auf Mabul trägt erste Früchte: Eine ganze Menge nutzloses Zeug habe ich bereits verschenkt oder entsorgt. Alles, was bleiben darf, bekommt nun einen festen Platz. Ersatzteile für den Ofen? Ganz nach unten, das ist unkritisch. Die Ersatz-Bilgenpumpe und das Knet-Epoxy hingegen liegen jetzt an leicht zugänglichen Orten – schließlich muss so etwas im Ernstfall auf See sofort griffbereit sein. Nebenbei lässt sich so auch platzsparender verstauen und wir gewinnen wieder etwas freien Raum an Bord. Währenddessen ist Karin mit ihrer Recherche fertig und bereits auf dem Rückweg nach Linton Bay. ETA: zwei Tage.
Dann mache ich eine unerwartete Entdeckung. Da wir die Genua bereits geborgen hatten, kann ich die Rollanlage genauer inspizieren – insbesondere das Aluprofil, auf dem normalerweise das Segel aufgewickelt ist. Dieses Profil ist über das Vorstag geschoben, fast genauso lang und reicht fast bis zum Masttop. Auf ihm läuft ein drehbarer Schlitten, mit dem das Segel nach oben gezogen wird. Wäre das Profil zu kurz, würde der Schlitten oben herausrutschen und sich dort verklemmen. Ein Bergen des Segels ist dann kaum mehr möglich – und genau das kann auf See schnell zur ernsten Gefahr werden. Als ich die Rollanlage prüfe, fällt mir auf, dass sich das Aluprofil auf- und abbewegen lässt. Eigentlich müsste es fest fixiert sein, doch hier liegt es einfach nur lose auf dem Spanner des Stags auf – also maximal weit unten. Die Madenschraube, die es sichern sollte, hängt bereits halb aus ihrem zerbröselten Gewinde, und die deutliche Druckstelle am Profil verrät mir, dass es ursprünglich rund zwölf Zentimeter höher fixiert war. Zwölf Zentimeter! Da hatten wir wirklich Glück, dass der Schlitten oben nie herausgerutscht ist.
Die Reparatur klingt auf den ersten Blick simpel: Madenschraube raus, das alte Gewinde aufbohren, ein neues Gewinde schneiden und eine Helicoil einsetzen. Schon hätte man ein nagelneues Edelstahlgewinde, in das die alte Schraube wieder passt. Doch ein Problem bleibt: Beim Aufbohren und Schneiden muss ich mit dem Werkzeug tiefer ins Material, als eigentlich möglich ist – denn direkt dahinter sitzt das Aluprofil. Als Lösung schiebe ich das Profil am Vorstag so weit wie möglich nach oben und fixiere es dort mit einer Leine. So habe ich genug Platz zum Arbeiten, muss aber gleichzeitig höllisch aufpassen, beim Bohren nun nicht das Stag selbst zu erwischen – das wäre der Super-GAU. Nach einiger Flucherei sitzt die Helicoil schließlich an Ort und Stelle, die Madenschraube hält das Profil wieder in der korrekten Höhe, und das Stag ist unversehrt geblieben.

Tags darauf kommt Karin an und findet eine ausgeräumte Mabul vor. Der Salon Tisch ist voll mit allen Lebensmitteln, nur das perfekt versiegelte und extrem lang haltbare Travellunch darf bleiben. Nach einer freudigen Begrüßung folgt gleich eine kurze Lagebesprechung. Alle Projekte abgeschlossen, alle Lebensmittel hervorgeholt, die Hälfte der Schränke ist erledigt. Nun können wir uns also auf die eigentlichen Arbeiten zum Segelboot Einwintern in den Tropen konzentrieren. Dafür habe ich zwei Listen angelegt – eine mit Aufgaben, die erledigt sein müssen, bevor wir das Boot aus dem Wasser heben und eine für danach. Die ersten Tage verbringen wir mit Segel bergen, Lazybag abbauen, reinigen und verstauen, Leinen vom laufenden Gut entfernen und das Verbleibende fixieren. Alles, was weggepackt ist, kann nicht grün werden. Wir entfernen alle Reff- und Hilfsleinen, Schote und Strecker. Nur Falle dürfen bleiben.
Ich fülle den Dieseltank nochmals bis zum Rand, damit so wenig Luft wie möglich im Tank bleibt. So lässt sich verhindern, dass sich Kondenswasser an der Innenwand bildet und in den Diesel gelangt. Unsere restlichen Diesel- und Benzinreserven in Kanistern verkaufe ich zum halben Preis an Hernando von SV Tintamare – zumindest Diesel hält sich im tropischen Klima nicht unbegrenzt. Auch das Benzin in den Vergasern von Außenborder und Kompressor muss abgelassen werden. Würde es über Monate stehenbleiben, würde es verkleben und die feinen Düsen und Kanäle im Inneren verstopfen. Da ich die Vergaser dafür ohnehin öffnen muss, gönne ich ihnen gleich eine gründliche Reinigung mit Bremsenreiniger, bevor ich sie wieder an den entsprechenden Motor anbaue.
In wenigen Tagen ist es so weit: Mabul wird aus dem Wasser gehoben. Auch die Flüge nach Kolumbien sind gebucht, das Casa Pajero gemietet. Wir liegen gut im Zeitplan und doch dauert alles erstaunlich lange. Weniger als sechs Wochen hätten wir keinesfalls einplanen dürfen. Mabul wird zusehends leerer – vieles verschenken wir, von dem ohnehin klar ist, dass wir es nicht mehr essen werden. Und inzwischen ist tatsächlich auch das letzte, noch so unzugängliche Staufach gründlich gereinigt und frisch befüllt.

Dann haben wir einen weiteren Geburtstag auf See zu feiern! Oder besser gesagt in den Mangroven. Heute umsorge ich die Geburtstagsprinzessin mit allerhand kulinarischen Leckereien und auch die Arbeit darf ruhen. Stattdessen kann sich Karin den vielen Glückwünschen und Telefonaten widmen und ich verbringe den Vormittag in der Bordküche mit Kochen und Backen. Am Nachmittag fahren wir zusammen mit Martin in unseren geliebten Mangrovenkanal und stoßen mit einem Gin Tonic aus der Thermoflasche hinterm Riff an. Für den Abend hat Karin ins Restaurant der Panamarina geladen – und tatsächlich kommen alle.

Zwei Tage später räumen wir den Kühlschrank aus und bringen das Nötigste in das kleine Zimmer, das wir in der Marina gemietet haben. Dann ist es so weit: Mabul wird aus dem Wasser gehoben, und wir gehen von Bord. Auf dem Trockenen wäre das Leben an Bord ohnehin kaum auszuhalten – Toilette und Kühlschrank sind unbenutzbar, kein Luftzug zieht mehr durchs Boot, dafür staut sich die Hitze und die Moskitos versammeln sich in Schwärmen. Das Heben selbst läuft reibungslos, inzwischen schon Routine – es ist ja bereits das dritte Mal hier. Und doch fühlt es sich anders an: Zum ersten Mal geschieht es nicht aus Reparaturgründen, sondern nur fürs Langzeitparken. Ein Blick aufs Unterwasserschiff bringt Erleichterung: alles intakt, keine neuen Schäden und auch die letzte Reparatur am Kiel hat gehalten. Ein kurzes, tiefes Aufatmen.

Sobald Mabul sicher auf ihrem Stellplatz steht, kümmern wir uns um die wichtigsten Arbeiten. Anker und Kette legen wir unter dem Boot auf eine Palette. So kann die Kette nach jedem Regen abtrocknen, bleibt aus dem dauerhaft feuchten Ankerkasten heraus und sollte die Zeit an Land besser überstehen. Ich spüle beide Toiletten ausgiebig mit Frischwasser und lege sie im Anschluss komplett trocken. Das sollte die Pumpen freuen. Karin widmet sich in der Zwischenzeit sämtlichen Textilien an Bord. Alles wird gewaschen, getrocknet und in großen Vakuumbeuteln mit unserem Handstaubsauger eingeschweißt. Das soll zuverlässig gegen Schimmel helfen. Selbst das frisch gewaschene Bimini und der Lazybag verschwinden so luftdicht verpackt. Wir sind gespannt, ob sich diese Mühe am Ende wirklich auszahlt.

Dann spülen wir sowohl unsere Antriebsmaschine als auch den Dieselgenerator gründlich mit Frischwasser. Vor allem Wärmetauscher und Abgassammler sollen so vor unnötiger Korrosion geschützt werden. Vermutlich habe ich viel zu lange darüber gegrübelt, wie das am besten zu bewerkstelligen ist – am Ende ist es überraschend einfach. Ein Schlauch genügt, bei uns reichte sogar die Cockpitdusche: Einfach in den offenen Seewasserfilter spritzen und den Motor starten. Wichtig ist nur, vorher das Seeventil zu schließen, damit kein Wasser ungenutzt abläuft. Die durchfließende Wassermenge ist natürlich deutlich geringer, als wenn Mabul das Kühlwasser direkt aus dem Meer ansaugt, doch im Leerlauf bei kaltem Motor reicht es vollkommen – hier geht es ohnehin eher um die Schmierung des Gummi-Impellers der Wasserpumpe als um Kühlung. Auf diese Weise spülen wir beide Dieselmotoren jeweils rund drei Minuten lang. Nun sollte sämtliches Salzwasser zuverlässig durch Frischwasser ersetzt sein.
Um Mabul wirklich schimmelfrei zu halten, haben wir einen Luftentfeuchter an Bord. Der läuft allerdings nur mit 110 Volt Landstrom – und zieht davon nicht wenig. Strom gibt es im Storage-Bereich der Marina jedoch überhaupt nicht. Also musste eine andere Lösung her: Der Entfeuchter sollte von den Bordbatterien betrieben werden, trotz der Tatsache, dass rund ein Viertel der Leistung unserer PV-Anlage im Storage abgedeckt sein wird. Ich löse das Problem in Daniel Düsentrieb-Stil: Ich habe einen 110 Volt Inverter gekauft, der über ein Relais vom Victron MPPT Solarladeregler gesteuert wird. Der Laderegler besitzt einen Lastausgang, den man auf vielfältige Weise ein- und ausschalten kann. Nach wochenlangem Feintuning habe ich die Parameter so gesetzt, dass der Lastausgang aktiviert wird, sobald die Bordspannung 14,2 Volt überschreitet. Bei Mabuls Setup bedeutet das: Die Batterien sind zu diesem Zeitpunkt nahezu voll geladen. Dann springt der Inverter an – und mit ihm der Entfeuchter. Der zieht auf der 12 Volt Seite stolze 100 Ampere, das darf man nicht unterschätzen! Deshalb fällt auch die Spannung sofort auf um die 13,5 Volt) Sinkt die Bordspannung anschließend unter 13,0 Volt, schaltet der Laderegler den Lastausgang automatisch wieder ab. Die Batterien sind dann immer noch zu etwa 75 % gefüllt und haben damit genügend Reserve, selbst für mehrere Regentage hintereinander. Da zudem fast alle Systeme ausgeschaltet sind, ist der Verbrauch an Bord sehr gering. Wer wissen will, wie ich das im Detail umgesetzt habe, bitte einfach bei mir per Email anklopfen: [email protected]

Nach drei anstrengenden Tagen an Land ist es vollbracht: Alle Oberflächen sind gründlich mit Essig abgewischt, sämtliche Textilien vakuumiert, die Schränke geöffnet und kleine Becher mit Chlor im ganzen Schiff verteilt. Zusätzlich wälzen drei Ventilatoren in den kommenden Monaten die Luft in Mabul um. Zusammen mit dem Luftentfeuchter sollte das hoffentlich für eine schimmelfreie Mabul reichen, bis wir Mitte November nach knapp einem halben Jahr zurückkehren werden. Bis dahin schaut Jack in regelmäßigen Abständen nach dem Rechten und hält uns auf dem Laufenden.
Wir verbringen eine letzte Nacht in der Marina und am nächsten Tag sitzen wir frühmorgens im Taxi auf dem Weg zum Flughafen. Kolumbien wir kommen! Dieses Mal finde ich nicht unerwartet die Schlüssel Mabuls in meiner Tasche. Sie liegen im Büro der Marina, dort wo sie sein sollen. Auch aus allen anderen Fehlern vom letzten Mal haben wir gelernt. Ob das reicht, damit uns Mabul dieses Mal unsere Abwesenheit verzeiht, werden wir erst bei unserer Rückkehr erfahren.
Unsere Gedanken sind da schon längst in Kolumbien: Sollten wir ein Motorrad kaufen – oder doch lieber nur leihen? Welchen Menschen, welchen Tieren werden wir begegnen? Ein neues Kapitel beginnt und wir freuen uns darauf, uns nach so viel Wasser wieder zu erden.
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