13. Januar 2025

Bootsprojekte im Dschungel

Bootsprojekte Hurricane Saison 2024 Teil 1

Unsere Segelsaison 2024 endet früher als gedacht, da Mabul jedes Mal streikt, wenn wir versuchen Panama zu verlassen. Gut, den Panama Kanal hatte ich auf Eis gelegt, aber beim Versuch in die Bahamas zu segeln, hat Mabul das Wasser im Ankerkasten nur so aufgesogen, bis es in die Kabine schwappte. Nachdem ich den Schaden auf Cayos Albuquerque behoben hatte, ging es wegen einem weiteren Problem direkt zurück nach Panama aufs Trockendock, nur um nach vier Wochen intensiver Arbeit feststellen zu müssen, dass das Ruderlager deutliches Spiel hat. Kolumbien? Netter Versuch… Mabul will schon wieder aufs Trockene. Also bleibt sie in Panama und ich mache mich an die Bootsprojekte in der Hurricane Saison 2024.

Bevor ich mit den Arbeiten starten kann und will, brauche ich erstmal Ruhe, Entspannung und eine Auszeit vom Boot. Die Arbeiten am Antriebsstrang in Bocas del Toro haben mich ausgelaugt und liegen nur wenige Tage zurück, als wir das lose Ruder entdecken. Das gibt mir endgültig den Rest und ich glaube zu erkennen, wie sich ein nahendes Burnout anfühlt. Also runter vom Boot, ab nach Jamaika per Flugzeug (das erste Mal seit zweieinhalb Jahren für mich) und Urlaub machen. Urlaub von Mabul, Urlaub von ihren Problemen und nicht darüber nachdenken, was alles zu tun ist, wenn ich wieder zurück an Bord bin.

Bobo gibt uns einen Crash Kurs im jamaikanischen Lebensstil

Knapp drei Wochen touren wir in Jamaika, nehmen Teil an einem Magic Mushroom Retreat, wandeln auf Bob Marleys Spuren durch Kingston und wandern in den Blue Mountains. Dann kehren wir zurück auf Mabul in die Turtle Cay Marina und genießen unsere letzten gemeinsamen Tage, bevor Karin für ein halbes Jahr von Bord geht, um in der Schweiz zu arbeiten. Das Werkzeug bleibt größtenteils in der Tasche und wir entdecken den Dschungel mit all seinen Bewohnern, die Marina ist fast schon Teil davon. Wir genießen Pina Smoothies am Strand und gehen baden. Und dann ist es soweit, Karin reist ab. Auf einmal bin ich alleine an Bord.

Zu Beginn ist es doch recht seltsam, so ganz alleine an Bord. Vor allem mit der Aussicht, es noch weitere sechs Monate zu sein. Aufgabenteilung ist auch nicht mehr, also koche ich zweimal täglich, mache den Abwasch, die Wäsche, und was sonst noch alles anfällt. Alleine Essen macht auch keinen Spaß auf Dauer. Auf der anderen Seite habe ich mehr als genug zu erledigen, damit sicher keine Langeweile aufkommen wird. Außerdem ist die Flora und Fauna hier einfach unglaublich, der Dschungel beginnt eigentlich schon auf der Marina. Kolibris, Tukane, Brüllaffen, Faultiere und viele andere Tiere treiben sich überall herum. Und direkt neben dem Dschungel ist ein einsamer Strand mit meist traumhaftem Wasser. So werde ich mich auf die Projekte und Auszeiten von diesen konzentrieren.

Der Dschungel beginnt in der Marina

Nachdem ich sämtliche Listen konsolidiert, sortiert und priorisiert habe, kristallisieren sich die Hauptprojekte heraus. Die Ruderlager sind verschlissen und ich muss sie ersetzen. Der Riss beim Kiel – Rumpf Übergang ist wieder da und muss neu laminiert werden. Beide Projekte sind nur machbar, wenn Mabul auf dem Trockenen steht. Das stelle ich erstmal hinten an, da ich alles andere hier in der gemütlichen Turtle Cay Marina im Wasser erledigen kann.

Die Ankerwinde muss überholt werden, da sie Öl leckt, quietscht und die Kettennuss ebenfalls defekt ist. Auch der Diesel Generator benötigt eine noch nicht abzuschätzende Reparatur wegen Ölverlusts. Um unsere Energiebilanz zu verbessern, installiere ich ein zusätzliches PV-Panel, rüste Starlink auf eine 12V-Versorgung um und versuche dem Batterieladegeräte seine volle Leistung zu entlocken. Das defekte Windinstrument auf dem Masttop muss ersetzt und ein neues Buskabel gezogen werden. Außerdem will ich das Achterstag tauschen, da es im unteren Teil Korrosionserscheinungen gibt. Im Zuge dessen werde ich das gesamte stehende Gut auf den Prüfstand stellen und ggf. noch weitere Komponenten tauschen. Neben diesen Großbaustellen gibt es noch über 100 Nebenprojekte, auf die ich hier nicht weiter eingehen werde, um nicht auch noch den letzten Leser zu vergraulen.

Den Starlink-Umbau, den Austausch des Windinstruments und das Anbringen der Zierleisten für die Holepunktschiene kann ich sofort beginnen, da bereits alles Benötigte an Bord ist. Leider gilt das für die übrigen Hauptprojekte nicht. Für die brauche ich neue Teile, die ich allesamt nach Deutschland bestelle und nach meinem geplanten Heimaturlaub im Herbst zurück auf Mabul bringen will. Allerdings kenne ich bei vielen Projekte bisher nur die Symptome und muss noch herausfinden, welche Ursachen zu beheben sind. Erst dann weiß ich, welche Teile ich bestellen muss.

Halsbandarassari Tukane kommen jeden Abend zu Besuch

Los geht’s mit dem Starlink Umbau. Wir haben Hardware der 2ten Generation mit dem mitgelieferten Router. Der ist leider für den Heimgebrauch an einer Steckdose gedacht, so muss unser Inverter eingeschalten sein, wenn Starlink uns mit Internet versorgen soll. Wir generieren also 230V Wechselspannung aus unserer Batterie Gleichspannung, nur damit der Starlink Router es wieder zurück in eine Gleichspannung wandelt, um sich und die Satelliten Schüssel zu versorgen. Das ist nicht gerade effizient, da bei jeder Wandlung Verluste anfallen. Zum Glück sind wir nicht die Ersten, die Starlink mit 12V Gleichspannung laufen lassen wollen, so finden sich unzählige Anleitungen im Internet. Ich habe die Variante mit eigenem Router und einem PoE Injector gewählt. So bleibt der mitgelieferte Router unabhängig einsatzbereit, sollte das neue System mal Probleme machen. Das Ganze ist an einem Abend erledigt, nur das sündhaft teure Originalkabel durchzuschneiden, kostet etwas Überwindung. Nun zieht Starlink nur noch 3,5 – 4,5 A direkt aus der Batterie. Davor waren es samt des Verlustes durch den laufenden Inverter 6 – 7A. Eine ordentliche Energie-Ersparnis, vor allem über den Tag aufsummiert.

Als nächstes nehme ich die Teak Zierleisten für die Holepunktschienen in die Hand. Dieses Projekt ist noch ein Überbleibsel des Deckprojektes aus Guatemala und ich habe die 16 zwei Meter langen Leisten gefühlt schon 100 mal von A nach B nach A geräumt. Zeit, dass sie geschnitten, geschliffen und an Deck geschraubt werden und nicht mehr im Weg sind. Ein schönes Projekt, ich arbeite gerne mit Holz, vor allem nach diesem Glasfaser – Desaster in Bocas. Ich bin fast eine ganze Woche beschäftigt, bis alle Leisten an Ort und Stelle sind. Flächig geklebt mit Sika und mit je fünf Schrauben fixiert, da die Holepunktschienen eine Biegung über die gesamte Länge haben. Das Ergebnis sieht fantastisch aus und schützt in Zukunft unsere Zehen vor den harten Aluschienen.

Zumindest ein wenig Teak kehrt auf Mabuls Deck zurück.

In wenigen Wochen will auch SV Aracanga in die Turtle Cay Marina kommen. Ich freue mich auf Martin & Rikki und ihre beiden Blondies Kira und Naja, wir haben uns seit dem Rio Dulce nicht mehr gesehen. Martin will Aracanga hier auf Patagonien vorbereiten und eine Diesel Wasserheizung einbauen. Schnell ist klar, wir werden uns gegenseitig helfen, genau wie im Rio halt. Somit muss nun alles was mit Windinstrument, Rig und Generator zu tun hat, warten bis Martin ankommt.

Bis dahin stürze ich mich in die vielen Nebenprojekte, eines nach dem anderen. Als erstes bestelle ich endlich das zusätzliche PV Modul. Es muss auf den Dodger passen und möglichst viel Leistung haben. Am Ende habe ich keine große Auswahl, bei den gegebenen Dimensionen komme ich auf maximal 250W Peakleistung. Ein 550W Modul hätte ich in Panama neu für 80 USD kaufen können, dass kleine 250W kostet schlappe 249 USD und zusätzlich nochmal 60 USD für den Versand von Miami nach Panama. Hurra.

Da Mabul nun bereits seit Wochen am Landstrom hängt, kam ein altes Problem wieder zum Vorschein. Unser Batterie Ladegerät kann laut Datenblatt 60A Ladestrom bereitstellen, allerdings kommen davon nur ungefähr 20A, also ein Drittel, bei den Batterien an. Selbst die Anzeige auf dem Ladegerät zeigt einen Ausgangsstrom von 20A, obwohl die Batterien halbwegs leer und das richtige Batterieprofil eingestellt ist.
Wenn man nun so in der Marina am Landstrom hängt, ist das kein großes Problem. Es dauert halt einfach länger bis die Batterien anfangs einmalig aufgeladen sind, danach spielt es keine Rolle mehr. Anders sieht es aus, wenn unser Dieselgenerator läuft, der das Batterie Ladegerät mit 230V versorgt. Denn dann geht es darum mit möglichst wenig Diesel die Batterien möglichst schnell aufzuladen.

Test mit kurzen, dicken Batteriekabeln

Eigentlich ist die Fehlerdiagnose innerhalb von Sekunden abgeschlossen, als ich mir mal bewusst mache, wie dünn und lang die Kabel sind, die zur Batterie führen. Immerhin müssen da 60A über eine vier Meter lange Zuleitung. Nach einem kurzen Test ersetze ich die windigen 6 mm² Kabel durch welche mit 50 mm² Querschnitt. Das schreibt sich natürlich schneller, als man es macht, da viele Löcher aufgebohrt, Kabelschuhe gecrimpt und Kabel gezogen werden müssen. Nachdem alles angeschlossen ist, liefert das Ladegerät laut seiner Anzeige 60A in allen Lebenslagen, wovon noch 56A bei den Batterien ankommen. Das ist gut genug, denn die Mehrkosten für noch dickere Kabel, um die letzten 4A rauszuquetschen, wären hoch.

Die ersten vier Wochen sind gefüllt mit Bootsprojekten und ich bin gut vorangekommen, habe vieles bereits auf den Weg gebracht und liege das erste Mal überhaupt im Zeitplan. Bald kommt Aracanga an, dann wird nochmal drei Wochen rangeklotzt. Zeit also, den Heimaturlaub zu planen. Auch will ich noch nach Kolumbien für drei oder vier Wochen, um meine Spanischkenntnisse zu vertiefen. Aber erstmal buche ich einen Flug nach München Ende August. Dann weiß auch Karin endlich, wann ich komme. Sie hat einen mehr als vollen Terminkalender, seit sie in der Schweiz angekommen ist. Ich plane insgesamt sechs Wochen in Bayern und der Schweiz zu verbringen. Wie es dann danach weitergeht, wird sich zeigen.

Die Ankunft Aracangas wird bereits durch ein Paket angekündigt. Mit dabei Teile für Aracanga und ein paar Kleinteile für Mabul, die ich inzwischen in Deutschland gekauft hatte. Damit kann ich mich an die Generalüberholung unserer Ankerwinde machen. Aktuell leckt sie Getriebeöl, die Kettennuss ist völlig verschlissen und zu guter Letzt hat sie nun noch zu Quietschen begonnen.

Alle Lager, Simmerringe und Dichtungen einmal neu bitte

Zeit also das ganze Teil auseinanderzunehmen und alle Verschleißteile zu ersetzen. Die Winde hat ein simples Schneckengetriebe und ist schnell zerlegt. Ich entferne die alten (rostigen) Kugellager, Simmerringe und O-Ringe. Anschließend reinige ich alle Teile und erkenne schnell, dass die Welle genau dort korrodiert ist, an der die Dichtfläche des Simmerrings sitzt. Zum Glück hatte ich genau diese Vermutung und bin vorbereitet. Ich presse ein Speedisleeve auf die korrodierte Welle und schon ist die Reparatur erledigt. Ein Speedisleeve ist eine sehr dünnwandige Edelstahlhülse mit Einpresskragen. Diese werden einfach dort auf Wellen gepresst, wo der Simmerring sitzt und bieten diesem eine nagelneue, perfekte Dichtfläche. Genial! Dann wieder alles zusammensetzen und das Getriebeöl auffüllen. Erster Test: dicht. Dann lasse ich den Anker in der Marina runter und rauf. Und runter und rauf. Trocken.

Dann trifft das PV Modul aus den USA ein. Das nächste Projekt kann starten. Erstmal Größe checken: passt. Nur leider hat der Dodger eine gekrümmte Oberfläche und so passen meine geplanten Kunststoff Halterungen überhaupt nicht. Da brauche ich Alu U-Profile, die ich an die Ecken des Moduls schraube, um dann das Ganze auf den Dodger mit 4000 UV Kleber zu verkleben. Bis das Alu Profil ankommt, kümmere ich mich um den elektrischen Teil. Ich muss ein Kabel durch den Glasfaser Dodger unter Deck führen, von dort aus in eines unserer Elektronikschränkchen. Hier baue ich einen zusätzlichen Solarregler ein und profitiere von der bereits verbesserten Verkabelung des Batterie Ladegeräts. Da ich nun eh schon in den Dodger bohren muss, um die Kabel zu ziehen, installiere ich auch gleich noch eine Überwachungskamera, die wir seit Langem durch die Karibik schippern. Die braucht nur eine 12V Versorgung, der Rest läuft über WiFi. Bis alle Kabel gezogen, der neue Laderegler installiert und die Überwachungskamera einsatzbereit ist, vergeht wieder eine knappe Woche, aber dann fehlen nur noch die Montagewinkel des PV Moduls.

Aracanga läuft in die Turtle Cay Marina ein

Dann beginnt endlich ein neues Kapitel bei meinen Bootsprojekten in der Hurricane Saison 2024. SV Aracanga läuft in die Turtle Cay Marina ein und macht drei Slips weiter von Mabul fest. Ich freue mich auf gemeinsame Mahlzeiten und mehr Abwechslung in meinem doch recht eintönigen Marinaleben. Erstmal genießen wir zusammen den Strand und einen Sundowner, der in den üblichen Technikgesprächen von Martin und mir endet. Danach ist klar was wir vorhaben, und so starten wir am nächsten Tag ein Projekt, das ich schon lange vor mir herschiebe.

Das alte, defekte Windinstrument aus den späten 80er Jahren muss runter und ich ersetze es durch ein aktuelles Modell mit NMEA 2000 Anschluss. Damit landen die Winddaten direkt auf unserem Chartplotter und Autopilot, ohne den Umweg über unsere 80er Jahre B&G Hydra 2000 Steuerung. Für diese gibt es kaum noch Ersatzteile zu kaufen und ich werde nach und nach alte Komponenten ins moderne System überführen. Das neue Instrument braucht ein spezielles Bus Kabel mit Stecker und muss statt dem alten Kabel eingezogen werden. Unser Mast misst 19 Meter in der Länge und ist voller Leinen und Kabel, das wird nicht einfach werden.

Ich steige auf den Mast, bewaffnet mit Werkzeug, Akkuschrauber und Winkelschleifer, um das alte Instrument abzubauen und Platz für das neue zu schaffen. Die Schrauben sind so festkorrodiert, dass ich alles mit dem Winkelschleifer abschneide und plan schleife. Natürlich braucht das neue Instrument auch andere Bohrungen im Masttop. Dann ziehe ich mit Martins Hilfe eine dünne Zugleine mit dem alten Kabel in den Mast, von unten nach oben, damit das Kabel im Mast dabei immer gestreckt bleibt. Mit dieser Zugleine ziehen wir dann das neue Kabel, samt seinen klobigen Steckern, von oben nach unten durch den Mast. Bis hierher hat alles wie geplant funktioniert, aber nun hakt es. Die Restlänge oben sagt, dass wir es fast geschafft haben, aber unten kann man ziehen so fest man will, da bewegt sich nichts mehr.

Auch mit Spiegeln haben wir keine Chance, zu sehen, was im Mast vor sich geht und was die Ursache für die Blockade ist und wie viel wirklich noch fehlt…. Dann fällt mir ein, dass Mike, der auf einem anderen Boot hier lebt, eine USB Endoskop Kamera hat! Keine zehn Minuten später, kriechen Martin und ich vor unserem Mastfuß und fingern mit Zugleine und Kamera rum. Schnell sehen wir, wo es klemmt. Nur 20 Zentimeter vor dem Loch im Mastfuß hat sich das Kabel mit einem anderen Kabel verheddert. Das ist mit einem langen Schraubenzieher schnell behoben, und zack, haben wir das neue Kabelende an den Händen!

Martin versucht sein Glück mit der Kamera

Am Abend kümmere ich mich noch um die Verdrahtung unter Deck, bevor ich mich am nächsten Tag zum wahrscheinlich zehnten Mal auf den Weg zum Masttop mache. Dieses Mal schraube ich das neue Instrument fest und dichte alle Verbindungen und Kabel sorgfältig ab. Zurück im Cockpit wird es spannend, ich schalte den Chartplotter an und sofort sehe ich erleichtert, die neuen Winddaten kommen an. Auch der Autopilot hat nun wieder verlässliche Werte, um der Windrichtung folgen zu können.

Da Martin und ich viel Zeit in den letzten drei Tagen in Mabuls Rig verbracht haben, gabs einen ausführlichen Vieraugen Rigging Check gratis. Es gibt nichts zu beanstanden, alle Terminals am Mast sehen gut aus, genauso wie die Wanten und Stage. Ist ja auch erst acht Jahre alt.
Bei der Gelegenheit bauen wir zusammen gleich noch das Achterstag, samt seinen schweren Antennen Isolatoren, ab und ersetzen es temporär durch eine Dyneema Leine.

Ich staune nicht schlecht, als ich auf dem Dock versuche die Isolatoren zu retten. Sie haben Drahtseil Verschraubungen und sind damit wieder verwendbar. Das Problem, einer der beiden hat einen Riss im Keramik Ring. Unfassbar. Das habe ich also immer gesucht, als ich Bauchschmerzen wegen unseres Rigs hatte und deshalb noch nicht auf den Pazifik wollte. Da der Isolator elektrisch nicht leitend sein darf, ist der angerissene Keramikring das Einzige, was den Mast nach hinten hält. Das hätte wirklich sehr bald sehr böse ausgehen können, was für eine Erleichterung. Nachdem ich die Preise für neue Isolatoren sehe und daran denke, wie oft wir unser SSB Funkgerät benutzt haben, steht der Entschluss, auf neue Isolatoren zu verzichten und das SSB im Zeitalter von Starlink stillzulegen. Dadurch ist das Achterstag aus einem Guss und besteht nicht mehr aus drei Teilstücken, das schafft weiter Sicherheit.

(an)gerissener Achterstag Isolator

Dann plötzlich habe ich meine gesamte Liste „Vor Abreise Heimaturlaub“ erledigt, nur eine Kleinigkeit steht da noch: Generator. Der leckt seit Guatemala, oder eigentlich schon immer, Öl.
Gemeinsam mit Martin hieve ich das 60 Kilo schwere Teil mal wieder aus dem Motorraum und lege es ins Cockpit. Der Motorblock hat keine klassische Ölpfanne, aber die vertikale Stirnseite, an der alle Aggregate angebracht sind, ist als Deckel ausgeführt. Und genau zwischen diesem Deckel und dem Rest des Motorblocks, läuft das Motoröl raus. Eine neue Dichtung ist bereits an Bord und ich hoffe auf eine schnelle Reparatur, mein Flug geht ja auch schon in ein paar Tagen.

Bevor ich mich ans Öffnen des Gehäuses mache, will ich erst das Leck genau lokalisieren. Dazu schraube ich einen Sensor ab und bringe einen Schlauch samt Luftpumpe an. Dann fängt Martin an, fleißig zu pumpen, erhöht dadurch den Druck im Inneren und sofort kommt das Öl rausgesprudelt. Ich markiere die Stelle und bin mir sicher, das ist die Dichtung. Natürlich kommt wieder alles anders.
Kaum habe ich den Deckel abgeschraubt, offenbart sich das Ausmaß. Es geht ein Riss quer durch die umlaufende Dichtfläche, das kann nicht dicht sein! Der Riss geht so tief durchs Material, dass einer der Motorfüße wohl bald abreißen dürfte. Reparatur unmöglich. Zumindest eine nachhaltige…
So bestelle ich einen neuen Deckel und alle benötigten Teile, die ich für den Austausche brauche, denke ich zumindest. Lieferzeit sechs Wochen, heißt es. Aus China komme das alles, so was hätten sie nicht auf Lager. Der Generator wandert derweil in die Baxkiste und wartet auf meine Rückkehr mit den ersehnten Teilen.

Hier sieht man den Riss, der fast ganz durchs Gehäuse geht

Wenige Tage später verabschiede ich mich von Aracanga, keine Ahnung wann ich die Vier wieder sehen werde. Bei meiner Rückkehr sind sie vermutlich schon durch den Panamakanal und warten auf ein Wetterfenster nach Patagonien. Vielleicht sieht man sich wieder in der Südsee, wer weiß… Ich verlasse Turtle Cay Marina mit einem Taxi nach Panama City, keine 24 Stunden später stehe ich in München. Es ist Ende August und mir ist kalt.

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Veröffentlicht von Alex

1 Kommentar

Jean-Pierre Wenger

Danke ALEX für den ausführlichen Bericht. Damit sind alle meine Fragen beantwortet. Hartnäckiges dranbleiben hat sich gelohnt, hoffe dass grössere Probleme im Pazifik damit ausbleiben, die kleinen bobos wird es immer geben. Bin gespannt auf Teil 2.
Liebe Grüsse Jean-Pierre

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