Es geht endlich wieder ans Zusammenbauen und Schrauben werden im Uhrzeigersinn gedreht. Viele Baustellen sind jedoch noch offen. Das gesamte Deck muss mit Gelcoat und Antirutsch Belag gesprüht, der nun vollends ruinierte Rumpf muss komplett neu lackiert und das Teak im Cockpit neu verfugt und geschliffen werden. Noch wissen wir nicht, wann der Segelboot Refit in Guatemala abgeschlossen, wann wir Mabul wieder bewohnen können und wann sie wieder im Wasser des Rio Dulce schwimmen wird.
Falls du noch nicht gelesen hast, wie Mabul zur Großbaustelle wurde, kannst du den ersten Teil hier nachlesen.
Fangen wir mit der Lackierung an. Diese wurde durch die mangelhafte, interne Kommunikation der Werft vollends ruiniert. Obwohl wir das OK für die Lackierung noch nicht gegeben haben, begannen die Arbeiter voreilig die Farbe abzuziehen. Zurück am Verhandlungstisch mit Daniel und Karen, den Werft-Managern, haben wir nun Verhandlungsspielraum. Am Ende bekommen wir eine komplette Neulackierung inkl. aller notwendigen Vorarbeiten für ein paar hundert Dollar mehr. Das ist ein Topdeal, wenn man in Betracht zieht, dass uns der restliche Lack jederzeit vom Rumpf hätte fallen können. Nebst der Verhandlung über die Lackierung, sprechen wir mal wieder über die Arbeitsbedingungen im Allgemeinen und den Lohnabzug – Joel und Kevin hatten versehentlich Kabel auf Mabul durchgeschnitten – von unseren Arbeitern im Speziellen und wozu die Werft eigentlich eine Versicherung hat, wenn die Werftarbeiter nicht davon profitieren können.
Nach intensiven zweistündigen Diskussionen an einem Sonntag kommt endlich die Kehrtwende. Wir verstehen bis heute nicht genau, was in diesen zwei Stunden passiert ist, aber seitdem scheinen wir auf der Prioritätenliste der Werft einen gewaltigen Sprung nach oben gemacht zu haben. Jedenfalls geschieht nun vieles parallel und Daniel kommt einmal am Tag vorbei und fragt, ob wir zufrieden sind.
Bevor die Arbeiter die Neulackierung in Angriff nehmen, kommt erst noch der Deckbelag aufs Deck. Wir ersetzen unser altes, abgenutztes Teak durch Gelcoat, das ist (weiß) gefärbtes, UV-beständiges Polyester Harz und bildet oft die äußerste Schicht vieler GFK Boote. Das Deck ist bereits diverse Male geschliffen und gespachtelt worden, und somit fehlt nur noch eine gründliche Aceton-Reinigung und das erstaunlich komplexe Abkleben. In nur einem Tag werden ca. acht Lagen Gelcoat aufgesprüht. Bei dieser Hitze binden solch dünne Schichten bei Kontakt fast sofort ab, das Material bleibt aber „offen“, so dass mehrere Schichten ohne zwischenzeitliches Anschleifen aufgebracht werden können. Danach folgt das extrem zeitraubende Anschleifen der neuen Oberfläche.
Joel und Kevin fangen mit Exzenterschleifern und 100er Schleifpapier an und schleifen alle Oberflächen plan und bis rauf auf 320er Körnung. Das ist gut genug für die großen Flächen, auf die später der Antirutsch Belag kommt. Alle weißen, später sichtbaren, Flächen und Kanten werden nun händisch und nass nacheinander mit 500, 640, 800, 1000, 1200, 1500, 2000er Körnung auf Hochglanz gebracht. 2000er Körnung ist fast schon polieren… Mir würden nach 3 Stunden die Finger von den Händen fallen, bzw. die Haut von den Fingerkuppen.
Zwischenzeitlich kommt Daniel mit guten Nachrichten. Der Radarreflektor, dessen Kabel die Arbeiter durchgeschnitten hatten, sei da. Ich gehe ins Büro, um den frisch angekommenen aktiven Radarreflektor abzuholen und sehe auf den ersten Blick: Das ist die falsche Version. Wir wollen die Dualband Version (X- und S-Band), aber Daniel hat 100 USD gespart und ungefragt die X-Band Version bestellt. Ich erkläre ihm, dass das S-Band sehr wichtig ist, da von der kommerziellen Schifffahrt genutzt. Schließlich will ich mit dem Reflektor erreichen, dass uns die großen Containerschiffe nicht übersehen können. Am Ende macht Daniel ein großes Drama, er hätte das Teil persönlich gekauft und eine Rückgabe sei ausgeschlossen. Nur wusste er nicht, dass mich kurz zuvor Fiona und Ian von SV Ruffian angerufen und die Marina verflucht haben, weil diese für sie den falschen Echomax bestellt hätten. Daniel versuchte also den falsch bestellten Reflektor für SV Ruffian bei uns loszuwerden. Wir aber bleiben hart, Daniel muss den richtigen Reflektor bestellen, auch wenn das wahrscheinlich wieder Wochen dauern wird.
Zurück an Deck wird alles penibel abgeklebt. Es ist unfassbar, wie viel Tape, Folie und Papier dafür notwendig ist. Für einen stimmigen Look wählen wir den gleichen Grauton wie beim bestehenden Deckaufbau. Dazu kommt ein Marina Mitarbeiter mit drei Farbtöpfen, gold-braun, schwarz und weiß, einen Tag vorher an Bord und mischt händisch den Farbton an. Er trifft auf Anhieb sehr gut, gibt einen Tropfen auf den alten Belag und lässt ihn antrocknen. Dann wird nochmal nachgemischt und getestet, der Mann versteht sein Handwerk. Dann wird der Antirutsch Belag in drei dicken Schichten mit zwei verschiedenen Partikelgrößen aufgesprüht, nach einer Nacht ist alles abgebunden und wir können wieder an Bord klettern.
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Das Ergebnis kann sich sehen lassen, wir sind begeistert und froh, dass dieser Meilenstein nun endlich erreicht ist. Auch habe ich inzwischen alle Borddurchlässe mit 5200 eingeklebt und die neuen Seeventile installiert. Ein Traum! Es war viel Detailarbeit notwendig und vor allem viel Vorbereitung. Mit Martin habe ich jedes Detail durchgesprochen und dann zusammen mit ihm auf beiden Booten die Durchlässe eingeklebt. Mabul wird also langsam wieder etwas schwimmfähiger…
Nachdem das Deck nun soweit fertig ist, kann ich Stück für Stück wieder alle Beschläge anschrauben, und die Werftarbeiter nehmen sich sofort neuen Projekte an. Die Glasfaser Truppe beginnt mit der Einhausung unseres Tauchkompressors von Bauer. Schreiner Raul beginnt mit der Restaurierung des Teakbelages im Cockpit und Joel und Kevin kratzen und schleifen den Lack vom Rumpf. Es ist so viel los an Bord, dass ich kaum noch an meinen unzähligen Mikroprojekten arbeiten kann. So kümmere ich mich um die Aufarbeitung von den Bug- und Achterklampen, die Auspuff-Durchlässe und sämtlichen anderen Anbauteilen und Beschlägen. Immer wieder schraube ich einen weiteren Beschlag an Deck an und dichte alles sauber ab. An viele dieser Schrauben werde ich, wenn die Deckenpanele mal wieder drauf sind, so einfach nicht mehr rankommen.
Auch Schneider Nery kommt mit den ersten Arbeiten zurück auf Mabul. Er hat den Sonnenschutz der Genua und den Lazybag fertig geschneidert. Wir installieren zusammen den Lazybag auf dem Baum und packen das Segel rein. Oben ist etwas zu viel Material, die Öffnungen für die Reffleinen müssen vergrößert werden, und hier und da gehört noch eine Metallöse eingepresst. Also wieder runter damit und Nery fährt mitsamt dem Lazybag in sein Nähloft und verspricht, innerhalb einer Woche mit den Änderungen und den restlichen Teilen zurückzukommen. Was wir gesehen haben, sieht nach guter, sorgfältiger Arbeit aus.
Mabuls Rumpf ist in der Zwischenzeit vom blauen Lack befreit und erstrahlt nun in grellem Weiß. Ein seltsamer Anblick und das obwohl die meisten Segelboote weiß sind. Joel und Kevin haben ein paar Stellen nachgespachtelt und wieder alles glattgeschliffen. Dann kommt die dunkelgraue, matte Epoxy Grundierung drauf, wieder einige Schichten gesprüht. Eigentlich ein geiler Look, dieses matte Grau, nur leider nicht UV beständig. Dann beginnt es zu regnen und wir müssen warten. Nur bei trockenem, sonnigen Wetter kann lackiert werden.
Leo, der Schreinermeister, kommt auch mit ersten Ergebnissen. Der Cockpit Tisch sieht aus wie neu, auch die Rahmen der Luken wurden abgeschliffen und lackiert. Nun schleifen Leos Männer unter Deck den Handlauf in der Küche ab, beseitigen einige Wasserflecken und tauschen ein marodes Holzbrett hinter dem Masten aus. Die Puzzleteile der Einhausung des Tauchkompressors nehmen in der Werkstatt Form an und ich komme unter Deck gut mit der Neuverschlauchung von fast allem voran.
Dann ist endlich ein Gutwetter Fenster angekündigt, das ausreicht um den Rumpf zu lackieren. Am ersten Tag wird, wie gewohnt, alles abgeklebt und sauber gemacht. Am zweiten Tag steht dann das Gerüst um Mabul herum, eine letzte Reinigung mit Aceton und Farbverdünnung, dann lädt der Lackiermeister die Spritzpistole und sprüht eine erste, dicke Lage vom Mabul Blau. Im Laufe des Vormittags wird der Rumpf mit insgesamt vier Lagen lackiert, das Finish ist brilliant. Nicht absolut perfekt, aber wie soll das auch gehen, bei einer Lackierung draußen bei Sonnenschein. Aber wir sind unendlich erleichtert, dass nun auch dieser Schritt getan ist. Nun heißt es noch ein paar Tage warten, dann werden noch die weißen Zierstreifen an Wasserlinie und Fensterlinie lackiert.
Schneider Nery war auch wieder da. Der angepasste Lazybag sitzt jetzt wie angegossen, und auch die Seitenteile für unser Bimini schmeißen keine einzige Falte. Damit sind die großen Textilprojekte erfolgreich abgeschlossen, fehlen noch die Deckenverkleidungen im Salon und das eine oder andere Moskitonetz. Nery weiß Bescheid und wir, dass wir uns auf seine Qualität verlassen können.
Raul dagegen scheint das Neuverfugen von Teakbelag das erste Mal zu machen. Das Ergebnis nach zwei Wochen Arbeit sieht nur auf den ersten Blick gut aus, sein Gebaatze mit dem schwarzen, silikonähnlichen Zeug ist grausam. Auch hat er beim Auskratzen der alten Fugenmasse mit dem Stemmeisen das umgebende Gelcoat überall beschädigt.
Aber da wir ja seit unserem Gespräch wegen der Lackierung auf der Beliebtheitsskala nach oben gerückt sind, entschuldigt sich Karen sofort bei uns, als wir ihr Bilder der Arbeit zeigen. Selbstverständlich werde das nochmals professionell gemacht. Erst wird das Gelcoat repariert und dann schicke sie zwei erfahrene Teakexperten, anstelle von Raul.
Und dann ist da noch die Sache mit dem korrekten Radarreflektor. Dieser ist – Wochen sind inzwischen vergangen – noch immer nicht da. Auch der Kiel hätte schon lange gesandstrahlt werden müssen. „Ihr seid das nächste Boot in der Reihe“, sagt uns Daniel schon seit Monaten. Nach einer weiteren hitzigen Diskussion im Büro der Marina, macht Karen einen Anruf und siehe da: Noch am gleichen Tag, einem Sonntag, erscheint Jose, der Sandstrahler und endlich wird der Kiel von Mabul vom alten Coppercoat befreit. Jose freut sich, bekommt er so doch einen Sonntagszuschuss. Als er loslegt, erkenne ich schnell, dass trocken Sandstrahlen eine der übelsten Werftarbeiten ist, die ich bisher gesehen habe. Die Luft ist erfüllt von Sand, Epoxy-, Kupfer- und Glasfaserpartikel und Lärm. Immerhin trägt Jose eine gute Maske.
Jose verbringt zwei volle Tage damit, den Kiel sandzustrahlen. Mabul hat einen Eisenkiel, das bedeutet, dass dieser sofort durch die Luftfeuchtigkeit Flugrost ansetzt. Das Timing dieser Arbeiten ist also sehr kritisch und der erste Antikorrosiv-Primer muss innerhalb Minuten nach dem Sandstrahlen aufgetragen werden, bevor der Kiel oxidiert. Als die erste volle Lage drauf ist, entspannt sich Jose, nun sei es nicht mehr weiter kritisch. Es folgt eine weitere Schicht derselben Grundierung, dann folgen einige Schichten Intermediate Epoxy-Primer, der dann einem Keramik-Primer Haftung bietet. Am Ende sind es unglaublich viele verschiedene Schichten, bis das Coppercoat wirklich drauf ist.
Ein weiteres Projekt ist unsere Welle. Nachdem sich auf Arturo’s Drehbank herausgestellt hatte, dass unsere Welle einen nicht reparierbaren Schlag hat, musste ich in den Staaten eine Neue bestellen. Nun sind alle neuen Teile angekommen, Motorhalterungen, Welle und Wellenlager sind bereit zum Einbau. Esmen, der Mechaniker, kommt spätnachmittags bei Mabul an und wir legen sofort los. Nach zwei Stunden schweißtreibender Arbeit steht der Motor auf nagelneuen Edelstahl Motorlagern. Am nächsten Tag bauen wir gemeinsam die neue Welle samt Wellenlager ein. Geht alles ganz einfach und Esmen macht die erste grobe Motorausrichtung. Diese ist entscheidend für einen gleichmäßigen Lauf der Welle und der Lebenserwartung aller Komponenten.
Als ich später die letzten zwei Fittinge auf die Seeventile unterhalb des Getriebes drehen will, merke ich, dass ich ein 90 Grad Winkelstück nicht drehen kann, da das Getriebe im Weg ist. Ganz runter gedreht, hätte es aber wie geplant Platz gefunden. Verdammt!! Aber was hilft es, ich rufe Esmen an und sage ihm, was Sache ist: Welle muss wieder raus, damit wir das Getriebe samt Motor leicht anheben können. Das ist die einzige Möglichkeit, um das 90 Grad Stück auf das Ventil zu schrauben. Aber auch das ist keine große Sache mehr, haben wir ja alles schon einmal gemacht. Endlich ist der Antrieb vorerst fertig, alle Seeventile drin. Mabul ist wieder schwimmfähig! Nur der Auspuff muss noch angeschlossen werden..
Im Cockpit gehen derweil die Arbeiten voran. Die Teakexperten machen fantastische Arbeit und sie schieben Überstunden, damit Mabul noch rechtzeitig vor unserem Wasserungstermin fertig wird. Schließlich kommt Karins Freundin Eleanor zu Besuch und wir wollen mit ihr raus aus Rio Dulce zu den Bay Islands vor der Küste Honduras segeln. Dieses Mal sehen die Fugen zwischen den Teakleisten perfekt aus. So soll das! Die beiden schleifen noch schnell die Handläufe am Niedergang ab und lackieren sie neu. Leo’s Lack ist nach nur drei Wochen komplett verblichen, aber das ist eine andere Geschichte…
Nachdem Mabul aktuell gut umsorgt wird und meine großen Projekte weitgehend abgeschlossen sind, finden wir Zeit, um uns um unser Dinghy zu kümmern. Das ist in den letzten Monaten extrem langsam geworden. Selbst alleine habe ich Mühe ins Gleiten zu kommen, normalerweise schaffen wir das zu zweit easy! So ziehen wir das Dinghy auf den Steg bei unserem Dschungelbungalow und machen das Unterwasserschiff sauber. Nach kurzem Schrubben sehen wir, Hunderte, ja Tausende von Pickel auf der Unterseite des Hypalon Gummis. Nicht gut, das sind alles Blasen, voll mit Wasser, Dinghy-Osmose sozusagen… Mit sauber machen ist es leider nicht getan und so werfen wir das Dinghy wieder ins Wasser, Motor dran und fahren rüber zu Hugo, dem Dinghy Doktor vom Rio Dulce.
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Er erklärt uns etwas großkotzig, dass er wisse wies geht und alles flicken könne. Abschleifen muss man die erste Lage und dann kommt Liquid Rubber drauf, sagt er. Kostenpunkt: viel. Ein paar hundert USD, zu viel für meinen Geschmack. Aber was hilfts, das Dinghy ist unser Fahrrad und Auto, es muss gesund sein und wir haben Gutes von Hugo gehört, handeln den Preis noch etwas runter und machen ein Leihdinghy klar, damit wir weiter mobil bleiben. Wir bekommen eine Form, die eigentlich zum Boote laminieren gedacht ist, als Dinghy. Es ist unglaublich lappig und mit unserem 10 PS Motor heillos übermotorisiert. Während also auch unser Dinghy in der Werft ist, setzt sich Rikki an die Nähmaschine und flickt den Sonnenschutz des Dinghys an vielen Stellen. Danke dafür Rikki, das sollte noch ein paar Saisonen halten.
Ich nehme mit Martin das letzte große Deckbeschlag Projekt in Angriff. Wir montieren die über vier Meter langen Holepunktschienen der Vorsegel. Pro Seite gilt es 40 Schrauben zu dichten und anzuziehen, damit das Sandwich trocken und die Schiene an Deck bleibt. Ich verteile großzügig die 4000UV Dichtmasse an der Unterseite der Schiene und wir fangen mit zwei Schrauben an einer Seite an, während die andere angehoben bleibt. Nun biege ich die Schiene seitlich in Form und Martin steckt eine Schraube mittig und noch zwei weitere ans andere Ende. Die erste Schiene sitzt nun gebogen und flächig auf Deck und überall quillt befriedigender Weise die Dichtmasse heraus. Wir beginnen mit dem Festziehen der Schrauben, einer über, der andere unter Deck. Die Kommunikation läuft über einen WhatsApp Anruf und funktioniert tadellos. Em Ende noch überschüssige Dichtmasse abziehen und alles sauber wischen. War einfacher als gedacht, also machen wir direkt die andere Seite.
Nun sind also alle Deckbeschläge drauf, und der anhaltende Regentest offenbart zumindest keine offensichtlichen Lecks. Kevin wurde schon seit der Lackierung von Mabul abgezogen, da es für ihn nicht mehr genug Arbeit auf Mabul gibt und arbeitet nun an einem Katamaran. Joel dagegen flitzt den ganzen Tag über Deck, entfernt Tapereste vom Abkleben, bessert das Gelcoat beim Toerail nach, entfernt Lackreste vom Antirutschbelag, bringt irgendetwas auf Hochglanz und beseitigt das Brandloch, das Nery’s Arbeiter mit dem heißen Messer an Deck hinterlassen haben…
Dann bringt Daniel nach Monaten und sichtlich erleichtern den neuen aktiven Radarreflektor vorbei. Dieses Mal in der richtigen Ausführung und sogar die VHF-Ersatzantenne ist da. Geht doch. Ich befestige beide Antennen wieder auf dem Geräteträger und ziehe mit Karin die beiden neuen Kabel ein. Die Zugkabel sind bereits vorbereitet, so dass die Aktion recht schnell erledigt ist. Die neue Bedieneinheit vom Reflektor baue ich direkt ins Instrumenten Panel unter Deck ein und mache einen Test. Funktioniert.
Währenddessen sind unsere neuen Teakexperten mit dem Cockpit komplett fertig, sie haben sogar die Bodengitter geschliffen und geölt. Da die Holepunktschienen endlich dran sind, können sie nun die Deckenverkleidung der Küche wieder anbringen. Diese laminierte Sperrholzplatte habe ich vor vielen Wochen zusammen mit Joel herausgeschnitten, da ein Ausbau der gesamten Deckenverkleidung einen kompletten Abbau der oberen Küchenzeile bedeutet hätte. Der aufwendigste Schritt ist eine Blende für die Trennfuge zu fertigen, die sich den Kurven der Einbauschränke anschmiegt. Die beiden beweisen schnell, dass sie ihr Handwerk im Griff haben und wir sind mit dem Endergebnis mehr als zufrieden.
Dann meldet sich Hugo und verkündet stolz, unser Dinghy sei fertig und bereit zur Abholung. Als wir bei seiner Werkstatt, neben einem halb gesunkenen, riesigen Katamaran, ankommen, werden wir wie gewohnt von seinen Bluthunden mit lautem Gebell und gefletschten Zähnen willkommen geheißen. Dann kommt Hugo mit unserem Dinghy daher, tatsächlich sieht es aus wie neu. Das komplette Unterwasserschiff erstrahlt in neuem Gummi Glanz, auch wenn die Oberfläche nicht überall perfekt ist. Aber hey, es ist unser Dinghy und es ist gut genug. Noch ahnen wir nicht, dass nur wenige Wochen später, die ersten Schichten schon wieder abblättern…. Hugo hat auch den dicken zwei Zoll Borddurchlass in den Spiegel eingebaut, der künftig das Dinghy halb automatisch lenzen wird. Endlich sind wir die wabbelige Leih Schüssel los und die erste Fahrt offenbart, wir sind wieder schnell. Vielleicht schneller als je zuvor.
An und unter Deck sind nun alle großen Projekte erledigt, nur kleinere Nacharbeiten sind noch zu tun. Es geht nun schon ums Aufräumen und sauber machen. Die Polster säubern wir allerdings erst, wenn Mabul am Steg bei unserem Bungalow liegt und wir mit dem Umzug vom Bungalow ins Boot beginnen können. Inzwischen ist Eleanor in Guatemala angekommen, Mabul hängt ihrem Zeitplan allerdings ordentlich hinterher. So verbringt Eleanor erstmal eine Woche im Hochland Guatemalas, während wir versuchen die gute Mabul so schnell wie möglich ins Wasser zu bekommen. Sie sollte nun komplett dicht sein, alle Schläuche und Kabel sind verbunden, alle Systeme einsatzbereit.
Fehlt noch das Unterwasserschiff. Jose schleift eine kleine Osmoseblase beim Bugstrahlruderkanal aus und laminiert neue Lagen Glasfaser an der Stelle auf. Karin kratzt Tausende von kleinen Muscheln vom Unterwasserschiff und beginnt mit Schleifpapier die Kupferbeschichtung zu aktivieren. Der Kiel hat bereits eine nagelneue Kupferbeschichtung, aber der restliche Rumpf hat immer noch das nun fast 19 Jahre alte Coppercoat drauf. So bessern wir Stellen aus, an denen die Grundierung schon durchscheint, und aktivieren die gesamte Oberfläche. Dazu nehmen wir 180er Schleifpapier, Exzenterschleifer, Ganzkörperanzug und Atemmaske. Es ist keine schöne Arbeit. Kaum sind wir nach Tagen schweißtreibender Arbeit fertig, wobei Karin hier das meiste gemacht hat, sieht Karin ein Loch im Laminat achtern am Kiel beim Übergang in den Rumpf. Verdammt, was ist denn hier passiert? Wir wissen es nicht.
Klar ist: Alles verrottete Laminat muss raus, das Loch muss trocknen, dann kann wieder auflaminiert werden. Jose nimmt sich der Sache an und arbeitet gründlich. Ich habe kaum einen Kopf für dieses unerwartete Projekt, da ich gerade herausgefunden habe, dass unsere Ankerkette schrottreif ist. Mir war bewusst, dass die irgendwann fällig ist, aber als ich an den schwächsten Kettengliedern nachmesse, finde ich Stellen unter sieben Millimeter Durchmesser und das bei einer zehn Millimeter Kette! Ersatz in Guatemala auf die Schnelle zu bekommen, ist ein Unding, die Alte können wir aber so auch nicht verwenden. Kurzerhand schneide ich ein 35 Meter langes, komplett verrostetes Mittelstück aus der Kette und verbinde die zwei guten Stücke mit einem geeigneten Kettenschloss, aber 25 Meter Kette reichen uns nicht. So können wir nur bis 5 Meter Wassertiefe sicher ankern. Wieder hilft uns Martin aus. Sie haben viele Meter Kette an Bord und er leiht uns knappe 20 Meter einer 3/8 Zoll Kette, die ich an unsere 25 Meter anstückle. In Panama wollen wir dann eine neue Kette kaufen und die Geliehene dort in einer Marina für Martin hinterlegen.
Unsere Freundin ist inzwischen in Rio Dulce angekommen, wohnt in einem Bungalow neben uns, und fängt sich an zu fragen, ob das mit dem Segeln noch was wird. Eine berechtigte Frage, die aber schwer zu beantworten ist. Segeln zu den Bay Islands scheint inzwischen unrealistisch, selbst wenn Mabul wie geplant zu Wasser gelassen wird. Noch fehlt der generalüberholte Dieselgenerator, eine Grundreinigung unter Deck und nicht zuletzt unser Umzug zurück an Bord. Segeln im Lago Izabel scheint ein realistischeres Szenario zu sein.
Endlich, nach viereinhalb Monaten in der Werft, ist es so weit, die Arbeiten sind abgeschlossen. Ich kann es kaum fassen, dass wir es tatsächlich, wenn auch mit viel Verspätung, geschafft haben. Es ist ein verregneter Vormittag, an dem Mabul zu Wasser gelassen werden soll und so verzögert sich abermals alles um Stunden. Dann kurz nach dem Mittag hängt Mabul in den Schlingen und der Travellift fährt sie langsam Richtung Wasser.
Martin ist extra rübergekommen, um mit mir alle Borddurchlässe auf Lecks zu überprüfen. Sobald Mabuls Bauch im Wasser hängt, springen wir an Bord und gehen alle Borddurchlässe durch. Bei mir scheint alles dicht, bei Martin läuft vorne im Bad irgendwo Wasser aus einem Schlauch, aber es kommt von hinter dem Seeventil, er dreht den Hahn zu, das Problem ist erledigt. Auch die Antriebswelle ist dicht, erstes Aufatmen. Sie schwimmt!
Dann kommt Esmen an Bord und wir machen eine Testfahrt mit Eleanor an Bord unter Maschine. Die Motorausrichtung braucht vermutlich noch etwas Feintuning, auch will ich sehen, dass die Wellendichtung auch unter Last dicht bleibt. Wir hören und spüren leichte Vibrationen, aber nachdem Esmen etwas rumgeschraubt hat, ist der gesamte Antrieb leise wie nie zuvor – und zwar im gesamten Drehzahlbereich. Was für eine Erleichterung! Wir bringen Esmen zurück und fahren dann auf die andere Seite, wo wir am Steg vor unserer Unterkunft festmachen. Wow. Mabul im Wasser, bald können wir umziehen.
Als wir in den kommenden Tagen das Ausmaß der noch zu erledigenden Aufgaben begreifen, wird uns auch klar, dass die Testfahrt Eleanors einzige Fahrt auf Mabul bleiben wird. Sie hat nur noch wenig Zeit, ihr Urlaub ist bald zu Ende und verständlicherweise will sie etwas anderes sehen und machen, als zu warten, bis Mabul wirklich einsatzbereit ist. So verlässt sie Rio Dulce wieder Richtung Norden, um tiefer in Guatemala einzutauchen.
Wir reinigen das Boot und die Sofakissen, bringen Essen und Bücher aus dem Bungalow wieder an Bord und Esmen baut noch den Generator ein. Dann heißt es Abschied nehmen vom Rio Dulce, von Martin und Rikki, Kira, Naia und Thomas, von der Werft, von Guatemala und unserem befristeten Landleben. Wir liegen zwar noch am Steg, schlafen jedoch wieder an Bord, dann geht´s los den Fluss runter nach Livingston, wo wir ausklarieren. Unser nächstes Ziel heißt Providencia, eine kleine kolumbianische Insel 600 Seemeilen entfernt. Die Reise ist der erste Generaltest nach dem Refit am Rio Dulce.
Weitere Fotos vom Refit Mabuls findest du hier: Refit Teil 1 und Refit Teil 2.
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