Nach über drei Tagen Überfahrt werfen wir erschöpft und zufrieden in der Bucht an der Nordwestseite Isla Mujeres den Anker. Der Ankerplatz ist ruhig mit einer leichten Brise. Hier wollen wir einklarieren, um später in Mexiko weiter nach Süden zu segeln. Wir fahren an Land und gehen zuallererst in der Marina Essen. Die Insel ist zwar eine Touristenhölle, aber nach Kuba wirkt Mexiko auf uns wie ein Gourmettempel: Guacamole und Tacos, frische Fruchtsäfte und saftiges Fleisch.
Gestärkt machen wir uns auf zur Capitaneria, um einzuklarieren und den Papierkram zu erledigen. Noch ahnen wir nicht, dass es acht Tage dauern wird und etwa genauso viele Besuche in der Capitaneria bis unsere und Mabuls Papiere in Ordnung sind. „Der Arzt ist nicht da. Kommt morgen um zehn Uhr wieder“ sagt uns der Beamte am ersten Tag, bevor er mit einem Ruck das Bürofenster zuknallt. Am zweiten Tag ist der Arzt zwar da, kommt aber erst kurz vor Mittag, so dass wir zwei Stunden warten. Der Arzt – stark übergewichtig und mit ungesunder Hautfarbe – misst kurz unsere Temperatur, erklärt uns für gesund und sagt, wir sollen Moskitospray und Sonnencrème benutzen.
Auf den Arzt folgt die Pestkontrolle – „Haben Sie Fleisch oder Käse an Bord? Nein? Dann ist alles gut“ -, der Zollbeamte, der jedes Bodenbrett auf Mabul hochhebt, die Immigrationsbehörde und schließlich ein Besuch in Cancun bei der Bank der Armee. Hier sollen wir für Mabul eine temporäre Importbescheinigung (TIP) kaufen, da wir länger als fünf Tage in Mexiko segeln wollen. Das betrifft also fast jeden Cruiser der hier ankommt. Wir fahren mit der Fähre nach Cancun, gehen zur Bank, wo eine Frau geschäftig in unseren mitgebrachten Dokumenten blättert. „Da fehlen zwei, ohne die kann ich nichts machen“, sagt sie und gibt uns den Stapel Papier zurück. Die Capitaneria hat uns nicht alle Dokumente ausgehändigt. Also wieder mit der Fähre zurück.
Am nächsten Tag stehen wir wieder in der Capitaneria. Ich brauche mehrere Anläufe, um den schlafenden Beamten aufzuwecken. Der sagt, der Beamte, der für unsere Dokumente verantwortlich sei, sei heute nicht da. So verstreicht ein weiterer Tag. Vor dem nächsten Gang in die Capitaneria muss ich bewusst ein paar Mal durchatmen, um die Wut, die sich bereits auf der Straße in meinem Bauch zu formen beginnt, auszuatmen. Diesmal ist der richtige Beamte da und er händigt uns die richtigen Dokumente aus, die wir dann noch mehrfach kopieren müssen. Das TIP ist nun nur noch eine Fahrt mit der Fähre entfernt. Nach acht Tagen sind wir und Mabul endlich legal in Mexiko registriert. Mexiko könnte zumindest in Bezug auf Bürokratie so einiges vom sozialistischen Kuba lernen. Dort hatte das Einklarieren eine Stunde gedauert und die Beamten hatten sich selbst dafür entschuldigt und freundlich gelächelt.
Und doch würden wir es wieder machen. Mexiko ist schlicht großartig! Nicht nur das Essen, sondern vor allem auch die Mexikaner (Beamte einmal ausgenommen), der Dschungel und die atemberaubenden Tauchgebiete. Den Einstieg in Mexiko machen uns Mirko und Tillmann, zwei Deutsche, die wir per Zufall über LinkedIn kennen lernen, leicht. Beide sind vor einigen Jahren nach Mexiko ausgewandert, wo sie in Cancun leben und freiberuflich als Tauchlehrer arbeiten. Mirko Friebe (www.mirkofriebe.com) bietet Tauch- und Schnorchel Touren um Isla Mujeres und Cancun an, Tillmann Steinberger (www.frogman-diving.com) ist ausgebildeter Höhlentaucher und nimmt uns mit in die magische Welt der Höhlen.
Die erste Höhle, zu der uns Tillmann führt, ist die Cenote Zapote, ein Sinkhole, auf dessen Grund ein historisches, versteinertes Tier liegt. Doch dieses Tier – eine Art Mischung aus Dinosaurier und überdimensionierter Ratte – ist für uns unerreichbar, da es auf 70 Meter unter der Wasseroberfläche liegt, wir aber nur bis knapp 35 Meter tauchen. Dort gibt es ganz andere, wundersame Gebilde: eine Art Fächer Stalaktiten, die aus der Wand herauswachsen und so groß sind, dass man sich darunter verstecken kann.
Auf der Halbinsel Yucatán zu tauchen, ist für Alex und mich eine neue Erfahrung. Es ist nicht nur unsere erste Höhlentauch-Erfahrung, sondern auch das ganze Drumherum ist anders. Wir fahren nicht mit einem Boot zu einem Riff, sondern mit Mirkos altersschwachem Minivan Pancho mitten durch den Dschungel und halten direkt vor der Cenote. Unter dem grünen Blätterdach des Urwalds bereiten wir unser Tauchequipment vor. Die Eingänge der Cenoten sind meist nur kleine Teiche, gefüllt mit kristallklarem, 24 Grad kühlem Wasser. Niemand würde denken, dass es Zehntausende dieser Cenoten auf der ganzen Halbinsel gibt. Sie sind über ein weit verzweigtes Höhlensystem miteinander verbunden und das Süßwasser Reservoir von Yucatán. Für uns sind sie eine magische Welt, die uns mit Dunkelheit und Kühle umarmt.
Wie uns Tillmann erzählt, ist dieses fragile Ökosystem jedoch auch gefährdet. Die Zentralregierung plant eine Bahnlinie um die ganze Halbinsel, den Tren Maya, was eine gewaltige Konstruktion, Erschütterungen und Bohrungen zur Folge hat. Experten fürchten, dass viele Höhlen einstürzen und das Trinkwasser versucht werden könnten. Die Schneise, auf der das Bahntrassee gebaut wird, und die mitten durch den Dschungel führt, überqueren wir auf dem Weg zur Cenote Zapote. Sie sieht aus wie eine klaffende, braune Schnittwunde, im tiefen Grün des Urwalds. Mehr über das Projekt Tren Maya und über die Cenoten erzählt Tillmann auch in unserem BoatCast „Die magische Welt des Höhlentauchens in Mexiko“.
In der Cenote Zapote spürt man jedoch noch nichts von dieser menschgemachten Entwicklung. Aufgepackt mit unserem Tauchequipment treten wir die Steinstufen zur Cenote hinunter und tauchen ab. Ich brauche ein paar Momente, ein paar tiefe, ruhige Atemzüge, um den Puls zu beruhigen, als die helle Öffnung über uns immer kleiner wird und wir schließlich ganz vom Schwarz der Höhle umschlossen sind. Erst im Kegel unserer Lampen taucht das dünne Orientierungsseil auf und die Fächer, die sich wie übergroße Pilze, die von Baumstämmen wegwachsen, von den Wänden abheben. An manchen Stellen sehen wir versteinerte Muscheln und Meerestiere, die daran erinnern, dass das ganze Gebiet einst von Meerwasser umspült wurde. Die Geschäftigkeit der Unterwasserwelt, in der aufgeregte Fische ihr Korallenriff verteidigen, gibt es hier nicht.
Nur vereinzelt schwimmt ein kleiner Wels an uns vorbei, ein graues Geistwesen, danach ist wieder alles still und leer. Es ist, als tauchten wir in eine längst vergangene Zeit ein, eine Erinnerung, in der es noch keine Menschen gab, nur Tiere, die eine Mischung aus Dinosaurier und Riesenratten waren, bis diese selbst in ein Loch stürzten, liegen blieben und von Wasser überspült wurden. Ein bisschen fühle ich mich, wie in einer Kathedrale, wenn der Chor das Ave-Maria anstimmt und man verstohlen eine Träne wegwischt, weil die Musik eine Emotion aus der Seele löst. Vierzig Minuten lang tauchen wir der Höhlenwand entlang in die Höhe. Vierzig Minuten des stillen Zaubers, dann wird mir kalt und die Andacht ist vorbei. Tauchen bei 24 Grad Celsius ist eben was anderes als bei 30 Grad.
Nach der Cenote Zapote fahren wir zu einer Cenote, in der wir Dank Tillmanns Kontakten als erste Touristen tauchen dürfen. Maya Relikte soll es hier unter Wasser geben und bereits fühlen wir uns wie Forscher auf ihrer Jungfernfahrt in die Antarktis. Die Cenote liegt weit versteckt im Urwald und wir fahren eine halbe Stunde über Schotterpisten voller Schlaglöcher. Als wir ankommen, sehen wir, dass die Wasseroberfläche der Cenote mit einem Blütenstaubfilm überdeckt und das Wasser trüb ist. Tillmann macht einen Testtauchgang, um die Sicht zu prüfen.
Er sieht kaum die Hand vor den Augen und so brechen wir unsere Expedition ab und fahren zur Cenote Kin Ha. Sie ist spektakulär! Eine Holztreppe führt in eine Höhle, die an eine große Gewölbekuppel erinnert. An den Wänden ist sie über und über mit ungewöhnlichen Formationen bedeckt. Das Wasser ist noch etwas kälter, als in der Cenote Zapote, doch es ist kristallklar und von einem tiefen Blau. Wir tauchen auf 24 Meter ab, sehen zuerst einen großen Kegel, der aus dem Untergrund zu wachsen scheint, dann tauchen wir entlang der Wände, die ebenfalls voller unterschiedlicher Formen und versteinerter Muscheln sind.
Die stille Welt der Höhlen verzaubert sowohl mich als auch Alex und so kehren wir an einem anderen Tag nochmals mit Tillmann und Mirko in die Höhlen zurück. Diesmal nicht in Sinklöcher, sondern in eine Höhle, die sich wie ein fetter Wurm unter dem Urwald hindurch zieht. An einigen Stellen dringt Licht durch kleine Öffnungen und schickt einen hellen Strahl, wie ein Scheinwerfer, durch das Wasser. Einer dieser Lichtstrahle trifft auf einen runden Stein, der im Licht wirkt wie der heilige Gral.
Mexiko verzaubert uns und es lässt uns gleichzeitig verzweifeln, nicht nur wegen der Bürokratie. An einem Tag setzen wir wieder mit der Fähre von Isla Mujeres nach Cancun über, wo uns Mirko einen Tag lang mit seinem Pancho durch Cancun fährt. Wir suchen einen Mechaniker, der die defekte Lichtmaschine unseres Motors flicken kann oder eine passende zum Verkauf hat. Ich weiß nicht mehr wie viele Autogeschäfte wir aufsuchten, aber es waren definitiv zu viele. Am Schluss, hungrig und überhitzt, stehen wir vor einem kleinen Laden, der vollgestopft ist mit Motorteilen. Zwei Stunden lang versucht der Mechaniker – laut Mirkos Nachbar, einem Taxifahrer, der beste Mechaniker der Stadt – unsere Lichtmaschine zu flicken.
Es klappt nicht und so packen wir sie wieder ein und hoffen auf mehr Glück an einem anderen Tag, einem anderen Ort. Den Rest des Tages verbringen wir in Bootsläden, wo wir Schrauben, Filter und Pumpen suchen, bis Pancho zwischen zwei solcher Läden mitten auf der Straße stehen bleibt, keinen Wank mehr macht und unsere Einkaufstour damit beendet ist. Ein bisschen tröstet zumindest mich das. Nicht nur auf dem Meer scheint in der Welt der Maschinen ständig etwas kaputt zu gehen, Pancho zeigt, dass es an Land nicht anders ist.
Nachdem wir den Kulturschock, den wir bei der Ankunft auf Isla Mujeres hatten, überwunden haben, geben wir der Insel noch eine Chance und mieten ein Moped. Unser Urteil bleibt jedoch auch nach den zwei Stunden, die wir brauchen, um einmal um die Insel zu fahren, überteuerte Tacos zu essen und an einem überfüllten Strand zu schwimmen, dasselbe: Isla Mujeres mag das Paradies sein für Amerikaner, die in Golfcarts von einem Strand zum nächsten fahren wollen – oder einer Margerita Bar zur nächsten – aber für unseren Geschmack ist die Insel zu touristisch. Nachdem unser administrativer Parcours endlich beendet ist, lichten wir Anker und segeln in Mexiko weiter Richtung Süden.
Unser Ziel ist die Marina Puerta Aventuras auf der Yucatán Halbinsel. Wohlwissend, dass wir wieder gegen den Golfstrom ankämpfen müssen und deshalb mehr Zeit brauchen werden, segeln wir am Abend los, um bei Tageslicht am Morgen in der Marina einlaufen zu können. Die Küste ist von unzähligen Hotels erleuchtet und auch der Mond wirft sein weißes Licht auf das Meer. Mabul läuft auf einem Halbwindkurs schön durch die Nacht. Am frühen Morgen sehen wir die Einfahrt zur Marina und erschrecken. Die Einfahrt ist eng. Backbord liegt erst ein großes Riff und dann große Felsen, auf den die Wellen heftig aufschlagen. Die Welle kommt von Achtern und baut sich hier erstaunlich hoch auf. So surfen wir auf die Einfahrt zu. Ein Fehler darf hier nicht passieren. Einen Moment lang glaube ich, dass uns die Wellen auf den Fels aufspülen und zerschellen lassen – „passiert jeden Monat einmal“, erzählen uns die Marina Angestellten später – doch dann schaffen wir es gerade noch um die Kurve und gleiten in das ruhige Marinawasser und das geschützte Becken.
Die Marina Puerto Aventura ist eine Art Disney World Tex-Mex Style. Es gibt ein Becken mit Seehunden und mehrere Becken mit Delfinen, um die eine Restaurantmeile angelegt ist. Wer 150 US-Dollar zahlt, kann sich von einem Delfin küssen oder tragen und natürlich fotografieren lassen. Normalerweise meiden wir solch künstliche Orte, doch wir brauchten einen geschützten Ort an der Küste und eine Adresse, an die wir wieder diverse Ersatz- und Bootsteile liefern lassen konnten. Logistik in der Karibik…
Da Mabul sicher vertäut liegt, machen wir auch mehrere Ausflüge in den Dschungel. In der Cenote Chok Ha treffen wir den Maya Pedro, der die Cenote entdeckte, als er seine Kühe davor grasen ließ. Wir besuchen Maya-Dörfer, die überall im Dschungel verstreut liegen und wir klettern auf die Pyramide Ek’Balam, von der wir einen endlosen Blick über das grüne Blätterdach haben. Die Reise führt uns auch ins kleine Dschungelhotel Ekumal, wo wir mit Hilfe von psychoaktiven Pflanzen und unter der Führung eines aufmerksamen Guides einen Einblick in ein anderes Mysterium bekommen. Dazu erfahrt ihr mehr in unserem BoatCast „Das Mysterium des Dschungels“.
Nach Dschungeltagen auf Yucatán verlassen wir die Marina Puerto Aventuras wieder und segeln in Mexiko bei perfektem Wind in zwei Stunden die acht Seemeilen zur Insel Cozumel. Der größte Teil um die Insel ist Meeresschutzgebiet und wir dürfen nicht ankern, so legen wir uns gleich vor den Hauptort San Miguel neben die drei Anlegedocks der Kreuzfahrtschiffe. Nach wenigen Tagen sind wir nicht mehr die einzigen in der Bucht, sondern haben Nachbarn: Die Superyacht V6, die kleinste Superyacht auf der der Helikopter unter Deck verstaut werden kann. Ich fahre mit dem Dinghy herüber, um ein nachbarschaftliches Hallo zu überbringen und werde mit einem Bier begrüßt. Mehr zu V6 und Boris, dem Chefingenieur der Superyacht, erfahrt ihr im BoatCast „Die Superyacht V6, unsere Nachbarin vor Cozumel“.
Cozumel ist nicht nur bei Kreuzfahrttouristen beliebt, sondern auch bei Tauchern. Wir tauchen mit dem kleinen, familiären Tauchanbieter „Eco Divers“ von Jorge Nataren, der mit seiner Familie den Tauchshop vor 28 Jahren aufgebaut hat. Tauchen in Cozumel sei spektakulär, sagte er: „Das Riff vor Mexiko ist eines der schönsten in der ganzen Karibik. Das Wasser ist um die 28 Grad Celsius warm und die Sicht beträgt 30 bis 40 Meter, was absolut unglaublich ist. Da wir ständig Strömung haben, ist es auch eines der gesündesten Riffe der Karibik.“ Das Riff ist Teil des zweitgrößten Barrier Riffs der Welt und aufgrund seiner Ausrichtung gibt es kaum Wellen. Die Korallen wuchsen und wachsen in die Höhe und formen eine Art Unterwasserkorallenwald. Was das bedeutet, sehen wir am Tauchplatz Palancar, wo wir zwischen und unter den Korallen hindurchtauchen wie in einer Unterwasserhöhle. Auf dem Sandboden dösen Ammenhaie oder Riesenlangusten schauen mit schwarzen Kulleraugen aus Höhlen hervor.
Cozumel, ganz anders als Isla Mujeres, gefällt uns auf Anhieb. Hier gibt es keine betrunkene, laute Amerikaner auf Golfwagen, sondern viel Grün und Straßenmusik auf dem Stadtplatz von San Miguel. Wir freunden uns mit Angelo, einem lokalen Musiker, und seinen Freunden an.
Früher, so erzählen sie, seien die Maya-Paare einmal im Monat vom Festland in ihren Kanus herübergerudert, um sich bei Vollmond auf Cozumel zu lieben. Denn hier lebte Ikschel, die Göttin der Fruchtbarkeit. Diese spezielle Energie könne man noch heute spüren, meint Angelo. Cozumel sei eine Art Heilungsort. Das fühle man, wenn man aus der Fähre aussteige und er sei glücklich, hier leben zu können.
Und wie glücklich sind sie über die Kreuzfahrtschiffe, die täglich Tausende von Touristen ausspucken? Ganz und gar nicht, sagen die Inselbewohner. Die meisten Kreuzfahrtgäste hätten alle Ausflüge bereits im vorausgebucht, würden mit abgepackten Lunchpaketen und Wasserflaschen zu Lokalen und Tourismusanbietern geschickt, die mit den Kreuzfahrtgesellschaften Deals abgeschlossen hätten. Profitieren täten davon vor allem die drei großen Familien, die die Insel kontrollierten, und die Zentralregierung in Mexiko-Stadt, die das Geld für die Docks einkassiere.
Den meisten Lokalen jedoch bleibe nur der Dreck, den die Riesendampfer verursachten. Ähnliches sagt auch Jorge, der Tauchanbieter. Er nennt die Gäste der Kreuzfahrtschiffe, Großmütter, sie existierten nicht wirklich, auch wenn man sie sehen könne. Früher seien die Kreuzfahrtschiffe noch über Nacht geblieben. Doch als die Anbieter merkten, dass die Gäste in die lokalen Bars und Restaurants gingen, statt auf dem Schiff das Geld auszugeben, habe sich das geändert. Jetzt legen alle bereits am späten Nachmittag wieder ab.
Nach einem Monat in Mexiko wird es auch für uns Zeit, weiter zu reisen. Die Hurrikan Saison hat längst begonnen und die meisten Segler, die wir kennen, liegen bereits weiter südlich im Schutz von Grenada oder Guatemala, die selten von Hurrikans heimgesucht werden. Wir werfen jeden Morgen einen Blick auf die Website des National Hurricane Center, um uns zu vergewissern, dass sich kein Hurrikan in unsere Richtung bewegt – oder um im Notfall schnell südwärts zu segeln in Mexiko. Da, weiter südlich am Rio Dulce in Guatemala, sind unsere Freunde Martin und Riki mit ihren zwei Mädchen Kira und Naya längst angekommen. Sie haben ein Häuschen im Dschungel bezogen und ihr Boot aufs Trockene gehoben.
Sowohl ein Dschungelhäuschen als auch ein Platz in der Werft der Ram Marina am Rio Dulce warten auch auf uns – und viel Bootsarbeit. So brechen wir auf zur letzten dreitägigen Passage in dieser Segelsaison. Wir müssen exakt um 6:30 Uhr bei Vollmond bei der Sandbank vor Livingston ankommen. Nur dann haben wir eine Chance mit dem Hochwasser über die Sandbank zu gleiten und in den Rio Dulce einzulaufen… schaffen wir es nicht, kommt Hector, packt uns am Mast, legt uns zur Seite und zieht uns über die Sandbank. Noch hoffen wir, dass uns und Mabul das erspart bleibt…
Zusammenfassung
Zurückgelegte Distanz: 186 sm
Fahrtzeit: 1 Tag 12 Stunden
Durchschnittsgeschwindigkeit: 4,9 kn
Motorstunden: 6 Stunden
Weitere Fotos aus Mexiko findest du in diesen Galerien:
Isla Mujeres und Cancun
Puerto Aventuras und Cozumel
Tauchen vor Cozumel
Tauchen in den Cenoten Zapote und Kin Ha
Tauchen in der Cenote Tajma Ha