Landratten werden seetauglich – wie alles begann

“Good morning Grenada, this is the Cruisers Net, let’s start with the weather report…. the temperature today is 31 degrees Celsius, 70% humidity…” So beginnen unsere Tage seit wir Mitte August auf unser Segelboot Mabul in der Karibik gezogen sind.

Um 7.30 Uhr drehen wir das Funkgerät am Navigationstisch an und hören uns die wichtigsten Informationen von Cruisern für Cruiser an. Ist ein Hurricane im Anflug? Wohin geht der nächste Landausflug? Wer sucht oder hat Bootsteile zu verkaufen? Heute sucht jemand sein Dinghy, sein kleines Beiboot, das sich letzte Nacht von seinem Boot losgelöst hat.

Zu Cruisen, über die Weltmeere zu segeln, klingt nach «Lonely Wolf»-Leben, einsamer Segler bezwingt Stürme und Unwetter, so zumindest habe ich mir das vorgestellt, bevor Alex und ich Mitte April ein Segelboot in der Karibik gekauft haben. Doch seit ich vom Land auf’s Wasser, von der Schweiz in die Karibik auf Mabul gezogen bin, merke ich: Cruiser zu sein, ist, wie in einem schwimmenden Dorf, einer eng verwobenen Gemeinschaft, einem Tribe, zu leben. Die Benji Bay der Karibik Insel Grenada, wo unser Boot Mabul an einer Boje liegt, ist voller Yachten unterschiedlicher Größen.

Blick auf Benji Bay, Grenada
Teil einer schwimmenden Gemeinschaft

Neben uns wohnt Jay aus Wisconsin, der seit sechs Jahren auf seinem Segelboot lebt. Er hat früher Innenausstattungen von Oldtimern gefertigt. Als Cruiser verdient er ein wenig Geld, in dem er Seglern wie uns ein Sonnendach näht oder bei Fiberglas-Arbeiten hilft. In Rufdistanz daneben wohnt Horst, ein deutscher Chemiker im Frühruhestand, mit seiner Frau Amy und ihrem Labrador Zoe auf einem Katamaran. Nur ein paar Schwimmlängen von uns entfernt wohnen Shaun und Paz, ein junges Paar, er aus Australien, sie aus Spanien, beide früher in der Baubranche tätig, die ebenfalls erst vor ein paar Wochen ein Segelboot gekauft haben. «How are you today?», ruft Kim, ein erfahrener englischer Skipper, der eben mit seiner Frau den Atlantik überquert hat, wenn er morgens an unserem Boot vorbeischwimmt. Schnell merke ich: auf ein Segelboot zu ziehen, ist nicht der Beginn eines einsamen Lebens, sondern der Eintritt in eine neue Gemeinschaft. Sie besteht aus Menschen, die reich oder arm sind, große oder kleine Boote haben und die sich alle dazu entschieden haben, ihr Leben auf dem Land für eine gewisse Zeit oder für den Rest ihres Lebens, hinter sich zu lassen, und ein neues auf dem Meer zu beginnen, immer bereit Anker zu lichten, um neue Ufer zu erkunden.

Die ersten Tage auf Mabul

Alex und ich gehören nun zu dieser Cruiser-Gemeinschaft, dabei sind wir eigentlich keine Segler, zumindest keine erfahrenen.

Die ersten Segellektionen in Thailand

Mit dem Segeln haben wir erst vor einem Jahr, im Sommer 2021, begonnen und zwar aus purem Zufall und dank der Pandemie. Damals lebten wir in Thailand, ich arbeitete als Südostasien-Korrespondentin für Schweizer Radio SRF und Alex war als freiberuflicher Elektroingenieur tätig. Da die Pandemie uns gefangen hielt und wir Bangkok entfliehen wollten, verbrachten wir den Sommer in der Küstenstadt Hua Hin, in der wir den englischen Segellehrer Richard kennen lernten, der mit seiner thailändischen Frau eine Segelschule betrieb. Am Strand von Hua Hin bestiegen wir zum ersten Mal einen Laser, eine robuste Einhand-Jolle. Der kleine, wendige Laser reagiert sofort auf das Zusammenspiel zwischen Wasser, Wind, Segel und Körperhaltung – und wenn du was falsch machst, knallt dir der Baum an den Kopf oder du kenterst – eine effiziente Methode, um die Grundtechnik des Segelns schnell zu lernen.

Die Laser-Flotte wartet…

Nach zwei Monaten Laser-Segeln zog es uns auf größere Boote und wir buchten bei Captain Tim in Pattaya den zehntägigen «From Zero To Hero» Kurs. Im Kurs würden wir die «rules of the road», mehr Segeltechnik und wie man ein Boot am Leben erhält, lernen. Das Zertifikat «Yachtmaster Coastal Power & Sail» würde uns erlauben, selbst Boote zu chartern.

Navigation und Positionsbestimmung auf Papierkarten will gelernt sein

Captain Tim war ein drahtiger Amerikaner aus Maine, mit einem kleinen Ziegenbart und dünnem Haar, das ihm der Wind in allen Richtungen vom Kopf wehte. Wenn er sprach, tat er das mit lauter Stimme, als müsste er von einem Ende des Bootes, die Crew am anderen Ende instruieren, auch wenn man direkt neben ihm stand. Er war sieben Jahre mit seiner japanischen Frau Naomi gesegelt, geplant war eine Weltumseglung, doch der Pazifik bot zu viele Verlockungen, sie schafften es von den USA nur bis Thailand, wo er eine Segelschule eröffnete und von wo seine Frau zurück in die USA flog. Zumindest, sagt er, kenne er nun jede Insel im Pazifik.
Captain Tim war ohne Zweifel ein äußerst fähiger und erprobter Segler, doch sein Schulboot Paprika war eine Segelyacht, die an Vernachlässigung litt und die besten Jahre längst hinter sich hatte. Paprikas Segel waren ein einziger Flickenteppich und viele der Lektionen über Motorenwartung oder die Bedienung der Navigationsgeräte wurden so zu theoretischen Exkursen, da weder der Funk, noch der größte Teil der Elektronik funktionierte. Am ersten Tag, als wir auslaufen wollten, sprang der Motor nicht an – die Batterie war tot. Captain Tim war auch ein großer Geschichtenerzähler, dabei sagte er, er schärfe seinen anderen Lehrern immer ein, sie sollen sich nicht ablenken lassen, «don’t go down the rabbit hole…», er war genau darin ein Meister. So waren wir an einem Nachmittag sechseinhalb Stunden auf dem Meer, sechseinhalb Stunden, in denen uns Captain Tim eigentlich nur die 24 Verkehrsregeln der Schifffahrt beibringen wollte, stattdessen fiel er nach jeder Regel in ein neues rabbit hole, wurde von jeder Regel an eine andere Geschichte aus seinem Seglerleben erinnert – und erzählte sie uns.
Zum Beispiel die Geschichte vom Schiff, das Captain Tim und seine Crew von Hawaii nach Guam überführen sollten und das vor dem Johnston Atoll fast auf Grund lief. «A leaky monster» nannte Captain Tim das Schiff, das in Hawaii für Tagesausflüge eingesetzt wurde und das ziemlich gross war und zwei Jetskis an Bord hatte. Auf der Höhe des Johnston Atolls versagte die Pumpe, die das Wasser, das kontinuierlich ins lecke Boot floss, herauspumpen sollte. Die Seefahrer brauchten Hilfe und die einzige Möglichkeit diese zu bekommen, war auf dem Johnston Atoll. Das Atoll liegt im nördlichen Pazifik und gehört politisch zu den Vereinigten Staaten. Tim funkte die Insel an, doch die Antwort kam schnell und klar: Hier könnt ihr nicht anlegen. Trotzdem nahm er Kurs auf das Atoll, sonst hätte es bald kein leaky monster mehr gegeben. Bei der Einfahrt in den Hafen, wurden Captain Tim und seine Crew mit Waffen bedroht, bis sie eindeutig als Amerikaner identifiziert wurden. Der diensthabende Sergeant war nicht erfreut, ließ sie jedoch ankern und versprach sogar, das fehlende Teil für die Pumpe einfliegen zu lassen, das würde jedoch zwei Tage dauern, zwei Tage in denen sie sich nirgendwo anders als auf ihrem Boot und an der Bar aufhalten durften. Genau das machten sie und erfuhren dabei, weshalb das Johnston Atoll für Zivilisten unzugänglich bleibt: Hier wurde der ganze Giftmüll verbrannt – das chemische Entlaubungsmittel Agent Orange, das aus dem Vietnam Krieg übrig geblieben war und mit dem die Amerikaner in Vietnam so viel Schaden angerichtet hatten und anderes – den man in den USA nicht haben wollte. Als erstes erhielten die Seefahrer ein kleines Medizinpacket mit einer Spritze, die sie sich im Notfall sofort in den Oberschenkel jagen müssten. In der Freizeit gaben sie den anwesenden Soldaten und zivilen Auftragsnehmern Touren durch ihr leaky monster. Einer, ein ziviler Auftragnehmer, der das Leben auf der Insel hasste, besuchte ihr Boot gleich mehrfach. Er wollte unbedingt von der Insel weg, flehte Tim an, ihn mitzunehmen, doch der weigerte sich, einen Passagier mit an Bord zu nehmen. Dann, nach drei Tagen und mit einer funktionierenden Pumpe, fuhren sie los und versprachen, nie mehr wieder zu kommen. Wenige Stunden später entdeckten sie den blinden Passagier, den unglücklichen Auftragnehmer. Sie konnten nicht anders, als auf das Atoll zurück zu kehren.
Ich fragte mich, ob das einfach Seemannslegenden sind, erfundene Räubergeschichten, und habe recherchiert….zumindest was den Giftmüll betrifft, hatte Captain Tim Recht!
Doch Captain Tims Geschichten lagen nicht nur im fernen Pazifik, jedes einzelne Schiff in der Marina von Pattaya hatte seine Geschichte und viele davon waren Tim bekannt. Das Segelschiff gleich neben Paprika beispielsweise gehörte einem ehemaligen Schüler von Tim. Es hatte einige Bekanntheit erlangt, hatte es gar auf die Frontseite der Bangkok Post geschafft, weil in seinem Rumpf 600 Kilogramm Methamphetamin transportiert und schließlich beschlagnahmt worden waren. Danach fand es lange keinen Käufer – bis sein Name geändert wurde.
Captain Tims Geschichten ließen uns erahnen, welche Abenteuerwelten und Erfahrungen in diesem Universum der Segler und Weltmeere verborgen lagen. Captain Tim war es und weitere Cruiser, die wir im vergangenen Jahr kennen lernten, die uns davon träumen ließen, selbst ein Segelboot zu besitzen und aufzubrechen in diese fernen Welten….

Unser erster Charter-Trip: ein einziges Desaster

Nachdem wir nun offiziell befähigt waren, ein Boot zu chartern, mieteten wir unser erstes Segelboot, eine Jeanneau 409, auf Koh Chang, einer Insel im Golf von Thailand. Der Charterer besaß selbst einige Segelboote, die er vermietete und die allesamt wegen der Pandemie länger nicht mehr gesegelt oder gewartet worden waren. Unser erster Charter-Trip wurde damit zu einem einzigen Desaster. Bereits am zweiten Tag rauchte der Motor, weil der Keilriemen gerissen war, dann stieg das Navigationsgerät aus und schließlich versagte der Schaltzug.

Gerissener Keilriemen irgendwo zwischen Koh Chang und Koh Khut, Thailand

«Things break down on boats!», war der einzige Kommentar des russischen Besitzers, der mit seinem Motorboot kam, um mit brachialer Gewalt den Schalthebel aus dem Boot zu reißen. Auf diesen ersten Chartertrip folgte ein weiterer, der etwas harmonischer verlief.
Mitte März war klar, dass meine Korrespondenz in Südostasien bald fertig sein würde und ich plante nach über zwölf Jahren als Korrespondentin in Süd- und Südostasien eine längere Auszeit. So begannen wir im Internet nach Segelbooten zu schauen. Der Traum vom eigenen Segelboot sollte kein Traum mehr bleiben!

Wir suchen ein Segelschiff

Auf Yachtworld, einer Internetplattform, auf der Boote zum Verkauf angeboten werden, begann unsere Suche. Zuerst suchten wir in Asien, doch hier gab es nur wenige und vor allem teure Boote. Im Mittelmeer war das Angebot groß, doch da wir mit unserer bescheidenen Segelerfahrung unsere Reise nicht direkt mit einer Atlantik-Überquerung beginnen wollten, suchten wir in der Karibik und wurden innerhalb von zwei Wochen fündig: die Blauwasser-Yacht Feeling 44, Jahrgang 1988, gebaut von Kirie in einer französischen Werft, mit Wassermacher, Generator und neuen Segeln ausgestattet, befand sich auf der karibischen Insel Grenada und stand zum Verkauf. Sie schien genau, was wir suchten: ein bezahlbares Monohull, 44 Fuß, also gute 13 Meter lang und kein Ex Charter Boot. Außerdem hatte sie nach dreimaliger Atlantik-Überquerung ihre Hochseetauglichkeit bereits bewiesen.

Mabul, damals noch «Pepper of Niihau» genannt, wird für den sea trial zu Wasser gelassen

Von da an ging alles sehr schnell. Alex flog um die halbe Welt, um den englischen Besitzer zu treffen und sich das Boot anzuschauen, während ich in die Schweiz reiste, um mit meinen drei neuen Büchern auf Lesetour zu gehen. Gemeinsam mit einem Schiffsexperten und dem Besitzer, ließ Alex das Schiff zu Wasser und machte ein «sea trial», also einen kurzen Segelturn um die Seetauglichkeit und die Systeme an Bord zu prüfen. Das Boot schien allgemein in gutem Zustand und wenige Tage später, wurde der Kaufvertrag unterschrieben und das Boot gehörte uns. Ich hatte noch nie in meinem Leben ein Auto besessen und jetzt waren wir auf einmal Segelbootsbesitzer, wie verrückt war das!

Sie ist Unser! Der erste Abend alleine vor Anker in Woburn Bay, Grenada

Wer glaubt, dass man ein Boot kauft und gleich lossegelt, der irrt sich jedoch. Wenn man ein altes Boot kauft, da beginnt die Arbeit mit dem Kauf. Neben den Arbeiten am Boot musste die Registrierung geändert, eine Versicherung abgeschlossen und alle Funkgeräte und Radaranlagen auf unsere Namen registriert werden, auch wollten wir unser Schiff umbenennen. Aus «Pepper of Niihau» wurde «Mabul». Mabul ist der Name einer malayischen Insel vor Borneo. Hier, auf einem Tauchschiff, hatten Alex und ich uns kennen gelernt. Ein bisschen Romantik muss sein…

Auf Lesetour, Buchvernissage im sphères, Zürich

Während ich zwei Monate lang in Bibliotheken und Buchhandlungen in der Schweiz aus meinen Büchern las und von Asien erzählte, fuhr Alex unser Schiff von der Marina an seinen ersten Ankerplatz und begann mit den Arbeiten an Bord. Frustrationen folgten dabei regelmäßig auf kleinere und größere Erfolge.

Pumpen, Wassermacher, Probleme!

Hier ein Auszug aus Alex’ Tagebuch der ersten Tage auf Mabul:
«21. Mai 2022: Ich habe hervorragend geschlafen! Der Luftzug durch das Boot ist genial. Das Hauptprojekt für heute ist der Wassermacher, die Hochdruckpumpe kriegt zu wenig Wasser, auch bei der Versorgung mit Frischwasser. Vermutlich ist der Filter schuld……Duschvorhänge installiert und das erste Mal an Bord geduscht. Verbesserungsfähig! Wegen dem Fliegengitter über der Luke kann ich nicht stehen, bin zu gross. Ich habe das Gitter entfernt, nun kann ich beim Duschen den Kopf aus der Luke strecken…..22. Mai 2022: Eigentlich wollte ich nur ein paar Kleinigkeiten erledigen: ein Multitool und Farbreste abholen. Bin mit Dinghy zum Jetty gefahren, da fiel mir das Handy ins Wasser. Bin runter getaucht und hab’s gefunden und auf Mabul in einen Reissack gelegt. Scheiße….. 23. Mai 2022: Was ich heute bislang erledigt habe: Leck an Toilette gefixt, Filter beim Wassermacher getauscht, Magnetventil geprüft, Getriebeölstand von Dinghy Motor geprüft, Getrieberaum trocken gelegt. Absolute Priorität hat immer noch der Wassermacher, da ich sonst bald auf dem Trockenen sitze. War noch shoppen, viele Mangos gekauft. Handy aus dem Reissack genommen, ist komplett tot, keine Ahnung, wo ich auf dieser Insel ein Neues kriege.»

Bootyoga, Inspektion des lecken Wassertanks

Und so ging das bei Alex weiter: wenn ein Problem gelöst war, wartete das nächste schon darauf angegangen zu werden. Im Mai und Juni verliefen unsere Gespräche über den Atlantik hinweg dann auch immer ziemlich ähnlich: Alex erzählte von Pumpen, Filtern, Leinen, Getriebe und neuen technischen und mechanischen Problemen, die sich auf dem Boot bemerkbar machten, ich erzählte ihm von den Lesungen und den Menschen, die dabei traf.

Eine neue, fremde Welt

Wir bewegten uns für den Moment in zwei komplett unterschiedlichen Welten, dabei wurde mir klar, dass, wenn ich alleine auf dem Boot gewesen wäre, absolut verloren wäre.

Ein Blick in die Vergangenheit: Karin auf Reportage in den Bergen Afghanistans

Seit 20 Jahren beschäftigte ich mich als Journalistin mit politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ereignissen und News. Ich weiß, wie man sich in einem Krisen- und Kriegsgebiet bewegte, wie man korrupte Beamte besänftigt oder arrogante Politiker zum Reden bringt, aber davon wie man eine Pumpe auswechselt oder einen Wassermacher zum Laufen bringt, habe ich nicht den blassesten Schimmer. Ohne Alex wäre das Projekt «lass uns in die Welt segeln» von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Er ist der geborene Bastler, der Ingenieur, kann sich tagelang mit der Mechanik eines Motors oder den verschlungenen Wegen von Kabeln beschäftigen. Während ich Interaktionen und Gespräche mit anderen Menschen, meine tägliche Prise Literatur oder Schreiben so sehr brauche wie Luft zum Atmen, ist Alex zufrieden, wenn er sich stundenlang mit einem technischen Problem beschäftigen kann, bis es gelöst ist. Auf einem Segelschiff sind seine Fähigkeiten ein großer Segen, eine Notwendigkeit. Ich frage mich dabei, was ich zu unserem Bootsleben beitragen werde, ob ich mit etwas Geduld und Neugier lernen werde, mich um Pumpen, Motoren und Handwerksarbeit zu kümmern oder ob wir auf einmal zu einem ganz traditionellen Paar werden, wie ich es nie wollte: Alex kümmert sich um die Technik und das Handfeste, ich um die Routenplanung, die Kommunikation und das Essen? Was wird das Meer, das Boot mit uns machen, aus uns machen?

So sehen 100kg Gepäck aus, Flughafen London Heathrow

Mit diesen Fragen im Kopf bestieg ich Mitte August in Zürich das Flugzeug Richtung Karibik. Zuvor, im Juli, war Alex aus der Karibik nach Europa gereist und wir hatten gemeinsam mit Freunden ein Segelboot in Griechenland gechartert. Es war eine Art Hauptprobe, bevor wir unser Leben auf dem Land, gänzlich gegen eines auf dem Meer eintauschten. Der starke Meltemi, der Nordwind, der mit bis zu vierzig Knoten in unsere Segel blies, das Leben auf engem Raum und die über Tausend Seemeilen, die wir in einem Monat in der Ägäis zurücklegten, stärkten unser Vertrauen, dass wir auch bei starkem Wind und Böen das Boot noch unter Kontrolle hatten. Doch nicht nur das. Der Segelmonat in der Ägäis zeigte uns auch, dass wir beide, trotz gelegentlicher Diskussionen über den besten Ankerplatz und die segeltauglichste Route, ein gutes Team sind. Alex ganz klar ambitionierter und mutiger – zwei Segelboote, die in die gleiche Richtung segeln, ist immer eine Regatta! -, immer eine Spur härter am Wind als ich, immer ein paar Minuten später die Segel reffend als ich, aber am Ende hatten wir den Monat gemeinsam gemeistert und freuten uns darauf, bald auf unserem eigenen Boot zu sein.

Endlich ist die Crew vollzählig! Erster gemeinsamer Tag auf Mabul

Welche Abenteuer, welche Herausforderungen, Strapazen, Freuden, Entdeckungen und Frustrationen würden uns in den kommenden Monaten erwarten?, fragte ich mich, als ich am 17. August nach einer über 30 stündigen Reise in Grenada landete. Alex holte mich am Flughafen ab, von wo wir meine 92 Kilogramm Gepäck, inklusive dem Klappfahrrad und dem Brotbackautomaten, zum Pier fuhren. Von dort trennte uns nur eine kurze Dinghy-Fahrt von Mabul und dem Beginn unseres neuen Lebens.

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Veröffentlicht von Karin

2 Kommentare

Liebe Karin, lieber Alex

Wir wünschen euch viele spannende Erlebnisse, tolle Begegnungen und immer eine handbreit Wasser unter dem Kiel! Mein verstorbener Vater war beinahe 15 Jahre als Weltenbummler auf seiner Najad 37 unterwegs. Herzliche Grüsse aus der Schweiz, wo der Herbst sich langsam aber sicher bemerkbar macht.

Olaf + Marina

Lieber Olaf, liebe Marina

Euer Vater klingt ja nach einem Wahnsinnskerl! Schön reist ihr mit uns mit.

Alles Liebe vom Meer
Karin und Alex

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